Verhaltensforschung:Raubtier-Akupunktur

Verhaltensforschung: Keine bekömmliche Mahlzeit.

Keine bekömmliche Mahlzeit.

(Foto: mauritius images/Greatstock)

Im Reich der Löwen ist es wie unter den Menschen: Die jungen Männchen kommen auf blöde Ideen. Die Raubkatzen versuchen zum Beispiel, Stachelschweine zu fressen.

Von Clara Hellner

Greift ein Löwe in der afrikanischen Savanne ein Stachelschwein an, gewinnt: das Stachelschwein. Tatsächlich ist dieser ungleiche Kampf für den Löwen häufig eine schmerzhafte, manchmal sogar eine lebensgefährliche Erfahrung, wie Zoologen der Roosevelt University in Chicago berichten. Sie durchforsteten Wissenschaftsliteratur, Zeitungsberichte und Youtubevideos von 1960 bis 2016 und dokumentierten in ihrer im Journal of East African History veröffentlichten Studie 50 Fälle, in denen ein Löwe im Kampf mit einem Stachelschwein verletzt oder sogar getötet wurde.

So groß wie ein Cockerspaniel, wird das Schwein dem Raubtier durch die bis zu 30 Zentimeter langen Stacheln gefährlich: Stecken die im Maul, im Gesicht oder in den Pfoten des Löwen fest, können sie schwere Entzündungen auslösen. Auf die Idee, ein Stachelschwein zu jagen, kommen die Raubtiere deshalb nur in Zeiten von extremer Dürre und Nahrungsmangel. Sie bevorzugen leichte Kost: Zebras, Antilopen und Büffel - weniger stachelig, leichter bekömmlich. Weil fast alle der im Kampf verletzten Löwen männlich waren, vermuten die Forscher hinter den Angriffen den Übermut maskuliner Heranwachsender. Weiterer Grund: Junge Löwenmännchen leben einsam. Sie haben, anders als die in Herden lebenden Weibchen, keinen, der ihnen nach erfolglosem Kampf die Stacheln zieht.

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