Verhaltensbiologie:Schreck bei Vollmond

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Die Schleiereule blendet ihre Beute mit ihrem Grellen Federkleid.

(Foto: Stephen Dalton/imago images/Nature Picture Li)

Weiße Schleiereulen blenden ihre Beute in Vollmondnächten mit ihren hellen Federn. Wenn die Mäuse vor Schreck erstarrt sind, können die Raubvögel in aller Ruhe zuschlagen.

Von Tina Baier

Schleiereulen haben viele Tricks, um nachts erfolgreich zu jagen. Sie hören im Dunkeln das leiseste Rascheln, denn ihr Gesichtsschleier verstärkt den Schall und schirmt Störgeräusche ab. Die Tiere selbst fliegen aufgrund einer speziellen Flügelform und des weichen Flaums auf der Oberseite ihrer Schwingen nahezu lautlos. In der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution beschreiben Schweizer Verhaltensforscher jetzt noch eine weitere Besonderheit. Weiße Schleiereulen blenden demnach ihre Beute mithilfe ihrer hellen Federn auf dem Bauch und auf der Unterseite der Flügel. Die Beute erstarrt vor Schreck und verliert wertvolle Sekundenbruchteile, in denen die Eulen zuschlagen. Dieser Effekt verschafft den weißen Eulen speziell in Vollmondnächten einen Vorteil, in denen braun-gefiederte Eulen und andere Raubvögel weniger Beute machen als sonst. Mäuse, Kaninchen und Frösche erkennen die Gefahr in hellen Nächten nämlich oft rechtzeitig und können fliehen. Die Schrecksekunden beim Anblick der grellen Eulenfedern machen den Vorteil durch die besseren Sichtverhältnisse für die Beutetiere aber zunichte. Weiße Eulen machen in Vollmondnächten sogar mehr Beute als sonst. Die Weibchen legen deshalb auch ihre Eier in hellen Mondphasen, um sicherzustellen, dass der Nachwuchs genug zu fressen bekommt.

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