Süddeutsche Zeitung

Verhaltensbiologie:Schimpansen entschärfen Fallen

Drahtschlingen, mit denen man in Afrika Antilopen jagt, gefährden auch Affen. Schimpansen gelingt es jedoch immer wieder, die Fallen unschädlich zu machen.

Britta Verlinden

Schimpansen können offenbar gezielt Fallen entschärfen, die gelegt wurden, um sogenanntes Buschfleisch zu fangen. In weiten Teilen Afrikas ist es üblich, Drahtschlingen auszulegen, um zum Beispiel Rohrratten oder Antilopen zu erlegen.

Primatenforscher kritisieren diese Praxis, da in den Fallen auch Affen zu Tode kommen können. Eine Schimpansengruppe in Guinea, die Forscher bereits seit 1976 beobachtet haben, verletzte sich im Vergleich zu anderen Affen jedoch nur sehr selten an den Fallen.

Die japanischen Wissenschaftler Gaku Ohashi und Tetsuro Matsuzawa haben fünf Schimpansen aus der Gruppe dabei beobachtet, wie sie versuchten, die Fallen unbrauchbar zu machen ( Primates, online).

In zwei der insgesamt sechs Versuche waren die Primaten erfolgreich. Die Affen leben nahe der Stadt Bossou, deren Einwohner ihre Buschfleisch-Fallen meist aus festem Draht und biegsamen Baumtrieben bauen. Läuft ein Tier in die Falle, löst sich das gespannte Grünholz und zieht die Schlinge zu.

Die Schimpansen rüttelten an den Trieben, bis sich der Draht löste und die Falle unbrauchbar wurde. In keinem der Entschärfungsversuche berührten die Affen die Drahtschlinge selbst.

Daraus schließen die Forscher, dass die Schimpansen planvoll vorgingen und wussten, welche Teile der Falle gefährlich waren. Möglicherweise hätten die Affen dies, so die Wissenschaftler, durch Beobachtung gelernt.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2010
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