Verhaltensbiologie:Nur üble Feinde werden bekämpft

Harmloser Besucher, Konkurrent oder Sklavenhalter? Ameisen wissen genau, wann es genügt, Eindringlinge zu vertreiben oder sie auf Leben und Tod zu bekämpfen.

Christoph Behrens

Gefährliche Feinde wehren Ameisen deutlich aggressiver ab als harmlose Eindringlinge, berichten Forscher der Universität Mainz und der LMU München.

Ameisen

Ameisen der Art Temnothorax longispinosus.

(Foto: Miriam Brandt/Universität Mainz)

Um das herauszufinden, schleusten die Biologen Angehörige anderer Kolonien, konkurrierende und feindliche Fremdameisen in Kolonien der Art Temnothorax longispinosus.

Die harmloseren Eindringlinge - etwa Ameisen aus einem fremden Gebiet - zerrten die Hausherren meist bloß vom Bau weg. Konkurrenten gingen sie schon etwas aggressiver an. Trafen die Ameisen in ihrer Kolonie aber auf das Exemplar einer Art namens Sklavenhalter, begann ein Kampf auf Leben und Tod.

Die Ameisen mit Heimvorteil bissen und stachen den Eindringling, um ihn zu töten. "Sklavenhalter weg zu zerren ist sinnlos, denn dann kehrt er mit Soldaten zurück und versklavt die ganze Kolonie", sagt Susanne Foitzik von der Universität Mainz, eine der Studienautoren.

Die Ameisen müssen dann die Eroberer bewirten und deren Brut großziehen. Die Kolonie versucht, die feindliche Übernahme mit aller Macht zu verhindern. "Die Ameisen passen ihre Aggressivität der Bedrohung an", folgern die Forscher in dem Journal Ethology (im Druck).

"Dass die Ameisen so klar zwischen Bedrohungen unterscheiden, hat uns überrascht", sagt Foitzik. Aus evolutionärer Sicht ergibt es Sinn: Warum viel Energie für die Abwehr verschwenden, wenn die Bedrohung harmlos ist? Vermutlich erkennen die Ameisen mittels Chemorezeptoren an den Antennen ihre Angreifer am Geruch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: