Verhaltensbiologie:Gefiederpflege erhöht die Kampfmoral

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Afrikanische Baumhopfe putzen sich in Grenzgebieten zu ihren Nachbarn häufiger gegenseitig das Gefieder. Damit bereiten sie sich offenbar auf bevorstehende Konflikte vor.

Cordula Sailer

Wenn Soldaten in den Kampf ziehen, geben sie einander häufig das Gefühl von Zusammengehörigkeit. Und das erhöht die Kampfmoral. Ein ähnliches Phänomen hat Andrew N. Radford von der University of Bristol nun bei Vögeln beobachtet.

Wenn sich afrikanische Baumhopfe Grenzgebieten zu ihren Nachbarn nähern, dann putzen sie sich häufiger gegenseitig das Gefieder. Damit bereiten sie sich auf mögliche Auseinandersetzungen mit der Konkurrenz vor. (Foto: Chris van Rooyen)

Wie der britische Biologe in der Fachzeitschrift Biology Letters berichtet, putzen sich afrikanische Baumhopfe (Green Woodhoopoe, Phoeniculus purpureus) häufiger gegenseitig das Gefieder, wenn sie sich in Gebiete begeben, in denen Konflikte mit ihren Nachbarn zu erwarten sind.

Der Wissenschaftler beobachtete zwölf Baumhopf-Populationen nahe der Morgan's Bay in Südafrika. Jeweils zwei bis acht Tiere verteidigen dort ein Territorium gegen benachbarte Artgenossen. Eine solche Gruppe besteht in der Regel aus einem dominanten Brutpaar und bis zu sechs untergeordneten "Helfern".

Radford stellte fest, dass die gegenseitige Gefiederpflege der Vögel zunahm, je näher sie der Grenze ihres Reviers kamen; wanderten die Tiere wieder ins Zentrum ihres Gebiets, lies das gegenseitige Putzen wieder nach.

Dieses Verhalten zeigten die Baumhopfe sogar dann, wenn keiner ihrer Konkurrenten aus dem angrenzenden Gebiet zu sehen oder zu hören war.

Auffallend an Radfords Beobachtungen ist, dass nicht alle Vögel in gleichem Maße ihren Gruppenmitgliedern mehr Gefiederpflege zukommen ließen. Vor allem das Brutpaar putzte verstärkt seine Helfer.

Die Vögel schließen eine Art von Vertrag ab

Das Sich-selbst-Putzen nahm bei den Vögeln allerdings nicht zu. "Ein auf sich selbst gerichtetes Verhalten würde auf Stress hindeuten, wohingegen das vermehrte Putzen von untergebenen durch ranghöhere Tiere wahrscheinlich ein gezieltes soziales Verhalten ist, wenn sich die Gefahr eines Konflikts erhöht", erklärt Radford.

Der Biologe hält es für möglich, dass die Tiere eine Art von Vertrag schließen: Die Helfer bekommen ihr Gefieder geputzt und im Gegenzug helfen sie dem Brutpaar bei Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. "Es läuft nach dem Prinzip: Ich kratze dir deinen Rücken, wenn du mir meinen deckst", sagt Radford.

Da dieses verstärkte Putzen der Artgenossen Zeit für andere Aktivitäten wie Futtersuche und Fressen kostet, zeigen sie dieses Verhalten nur am Rande ihres Territoriums, wo die Gefahr angegriffen zu werden am höchsten ist.

"Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Abkommen und sogar zukünftige Planung unter den Vögeln möglich isind - Eigenschaften, die bis vor kurzem nur Menschen und anderen Primaten zugeschrieben wurden [...]", schreibt Radford.

Obwohl auch andere Arten in Gruppen gegeneinander kämpfen, weiß man bis jetzt sehr wenig darüber, wie sich potentielle Konflikte auf das Sozialverhalten innerhalb eines Verbandes auswirken. Daher könnten die Ergebnisse helfen, gruppendynamische Prozesse sowie die Evolution von Kooperation und Sozialverhalten zu verstehen.

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