Verhaltensbiologie:Egoistische Helden

Große Winkerkrabben-Männchen schützen kleinere Nachbarn gegen Eindringlinge. Allerdings tun sie das nicht aus Selbstlosigkeit. Vielmehr verfolgen sie damit ganz eigene Interessen.

Christoph Behrens

Das Phänomen wirkt rührend: Wenn Winkerkrabben um Weibchen buhlen, beschützen größere Krabben manchmal kleinere Artgenossen. Falls ein Eindringling den Kleineren die Höhle wegnehmen will, verscheuchen die Großen die Rivalen ihrer Rivalen.

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Winkerkrabben nutzen ihre riesigen Scheren, um mit Rivalen zu kämpfen. Kleinere Artgenossen in der Nachbarschaft sind den Männchen willkommen - denn dann wirken sie selbst auf Weibchen besonders groß.

(Foto: AP)

Das geschieht jedoch nicht aus Nächstenliebe, sondern aus eigennützigen Motiven. Denn haben die Krabben kleine Nachbarn, wirken sie selbst für die Weibchen größer und somit attraktiver, berichtete die Verhaltensbiologin Sophia Callander von der Universität Canberra kürzlich auf einer Tagung in Tübingen.

Um auch zu untersuchen, wie wichtig die Scheren selbst bei der Partnersuche sind, benutzte Callander einstellbare Roboterarme, "Robocrabs" genannt, und lockte damit im australischen Sand Krabbenweibchen an (Behavioral Ecology and Sociobiology, online).

Um ein Weibchen platzierte Callander je drei künstliche Scheren. Je größer die Schere war und je schneller sie sich bewegte, umso stärker wurde das Weibchen angelockt. Es versteckte sich dann im vermeintlichen Bau der Krabbe, um sich zu paaren.

Die Scheren von Winkerkrabben dienen ihnen dazu, ihre Kampfkraft zu demonstrieren. "Wenn Krabben Nachbarn mit kleineren Scheren neben sich haben, könnten sie damit ihre Paarungschancen vergrößern", sagte Callander einer Reporterin der BBC. Die vermeintliche Nächstenliebe der Krabben ist also nur Egoismus.

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