Süddeutsche Zeitung

USA:US-Marine schießt Spionagesatelliten ab

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Von einem Kriegsschiff aus haben die USA einen außer Kontrolle geratenen Satelliten abgeschossen. Die Rakete traf ihr Ziel in mehr als 200 Kilometern Höhe.

Die US-Marine hat einen defekten Satelliten abgeschossen, um einem unkontrollierten Aufprall auf die Erde vorzubeugen.

Der außer Kontrolle geratene Spionagesatellit sei in der Nacht zum Donnerstag in mehr als 200 Kilometer Höhe über dem Pazifik getroffen worden, teilte ein Pentagonsprecher mit. Eine erste Untersuchung habe ergeben, dass der Treibstofftank mit 450 Kilogramm giftigem Hydrazin wie geplant zerstört worden sei.

Wenn dieser Stoff in einer bewohnten Region niedergegangen wäre, hätte nach US-Angaben eine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung bestanden. Deshalb entschloss sich das US-Verteidigungsministerium zum Abschuss.

Bei der Aktion wurde eine Rakete des Typs SM-3 vom Kreuzer USS Lake Erie bei Hawaii im Nordpazifik aus abgefeuert und vom Aegis-Radar-und Lenksystem auf den Kurs zum Satelliten gebracht. Die Rakete trug an der Spitze ein Geschoss, das kurz vor dem Erreichen des künstlichen Erdtrabanten in etwa 240 Kilometer Höhe freigesetzt wurde. Ziel war es, den Tank durch den direkten Aufprall des Geschosses bei hoher Geschwindigkeit praktisch zu vernichten.

Die Rakete wurde entwickelt, um angreifende Geschosse abzufangen. Für die Spezialausgabe wurde eine kostspielige Anpassung der Rakete erforderlich. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Geoff Morrell, bezifferte die Ausgaben dafür mit 30 bis 40 Millionen Dollar (20 bis 27 Millionen Euro).

Bei der eigens von Präsident George W. Bush genehmigten Aktion setzte das Militär ein seegestütztes System ein, das zu den Säulen der noch im Aufbau befindlichen nationalen Raketenabwehr gehört. Es soll speziell dem Schutz vor feindlichen ballistischen Raketen kurzer und mittlerer Reichweite dienen und wurde für den Einsatz gegen den Satelliten modifiziert. Es war der erste Abschussversuch seit Mitte der 80er Jahre, als die USA im Zuge des Kalten Krieges eine Anti-Satelliten-Waffe erprobt hatten.

Der Satellit war mit einem geheimen Auftrag 2006 im Weltraum ausgesetzt worden, nach Pentagon-Angaben aber sofort danach ausgefallen. Nachdem er in seiner Umlaufbahn immer mehr abgesackt war, wurde für Anfang März der endgültige Absturz erwartet. Dem Pentagon zufolge bestand die Befürchtung, dass der Tank beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht verglühen und in einem bevölkerten Gebiet aufprallen könnte - mit der Gefahr schwerer Gesundheitsschäden bis hin zum Tod für Menschen in der Nähe.

Bei dem Satelliten versagte die Stromversorgung, nachdem er Ende 2006 seine Umlaufbahn erreicht hatte. Anschließend verlor er immer mehr an Höhe.

Russland und China hatten die Abschusspläne dennoch scharf kritisiert. Insbesondere Moskau warf der US-Regierung vor, es handele sich in Wahrheit um einen Test des amerikanischen Raketenabwehrsystems als Anti-Satelliten-Waffe. Damit drohe ein Rüstungswettlauf im All.

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