Am Ende sind es zwei Bundesstaaten, die nicht einfach klein beigeben wollen. In einer gemeinsamen Erklärung geben die Gouverneure von Kalifornien und New York bekannt, dass sie dem Klimawandel auch weiterhin entgegentreten werden - mit oder ohne Washington.
Die Entscheidung, gegen die sich ihr Protest richtet, war kurz zuvor bekannt worden. Per Erlass hatte Donald Trump am Dienstagabend deutscher Zeit den sogenannten "Clean Power Plan" der Obama-Regierung außer Kraft gesetzt, der Zielvorgaben für die Senkung von CO2-Emissionen bei Kohlekraftwerken regelt.
Die Reaktionen, die folgten, waren wenig überraschend. Vertreter der Kohleindustrie priesen das Dekret, Umweltschützer und Wissenschaftler warnten vor den fatalen Folgen für Umwelt und Mensch, und meinten damit nicht nur die globale Erderwärmung. "Schätzungen variieren, aber etwa 10 000 vorzeitige Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs könnten jährlich verhindert werden, wenn die Emissionsreduktionen des Clear Power Plans erfüllt würden", sagt zum Beispiel der Energie-Experte Mark Barteau von der Universität Michigan.
"Ein Angriff auf amerikanische Werte", schreibt ein Forscher
Tom Steyer, Präsident der Umweltorganistation NexGen Climate, empört sich in einer öffentlichen Stellungnahme, Trump zerstöre bewusst Programme, "die unsere Luft und unser Wasser schützen". Und das alles nur, "um den Verschmutzer-Firmen zu ermöglichen, auf unsere Kosten Profit zu machen". Sein Handeln sei ein "Angriff auf amerikanische Werte" und gefährde "die Gesundheit, die Sicherheit und den Wohlstand jedes Amerikaners".
Treibende Kraft hinter dem Dekret für "Energie-Unabhängigkeit" ist der Klima-Skeptiker Scott Pruitt, den Trump ausgerechnet als Umweltminister eingesetzt hat. Dieser hatte schon in seiner vorherigen Position als Justizminister von Oklahoma zusammen mit anderen Staaten gegen den "Clear Power Plan" geklagt.
Trump, der mit der Entscheidung eines seiner Wahlversprechen umsetzt, will damit nach eigener Aussage den "Krieg gegen die Kohle" beenden. "Regulierungen, die Arbeitsplätze vernichten", gehörten der Vergangenheit an, so sein Versprechen. Allerdings ist fraglich, ob das Dekret tatsächlich Kohle-Arbeitsplätze zurückbringen wird.
"Erdgas ist reichlich zu geringen Kosten vorhanden und zahlreiche Bundesstaaten verwenden es zunehmend als Alternative zu Kohle", erklärt etwa der Umweltschutz- und Energieexperte Barry Rabe, der an der Ford School of Public Policy lehrt. Selbst Öl, das mit der umstrittenen Methode des sogenannten "Fracking" produziert werde, sei wesentlich billiger als Kohle. "Außerdem haben erneuerbare Energien eindeutig politischen Rückenwind, auch in vielen republikanischen Bundesstaaten. Also ist es nicht ganz sicher, dass wir die Richtung umkehren."