US-Politik:Weltuntergangsuhr steht auf zweieinhalb Minuten vor zwölf

Lawrence Krauss, Thomas Pickering

Lawrence Krauss und Thomas Pickering Lawrence Krauss stellen in Washington die aktuelle "Doomsday Clock" vor. Sie steht auf zweieinhalb Minuten vor zwölf.

(Foto: AP)
  • Die Zeiger der Weltuntergangsuhr standen bislang auf drei Minuten vor zwölf. Nun haben die Wissenschaftler des "Doomsday Clock"-Gremiums sie um eine halbe Minute näher in Richtung Katastrophe gerückt.
  • Begründet wird die neue Gefahreneinschätzung unter anderem mit den Ankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump.
  • Die symbolische Zeitanzeige illustriert seit 1947 die Gefahren für die globale Sicherheit.

Die Zeiger der sogenannten Weltuntergangsuhr sind von drei auf zweieinhalb Minuten vor zwölf vorgerückt. Das Gremium der "Doomsday Clock", das über die symbolische Zeitanzeige entscheidet, besteht aus Wissenschaftlern aus aller Welt, darunter mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger. Die Uhr soll die Gefahren für die globale Sicherheit illustrieren.

Neben den bisher berücksichtigten Gefahren - den noch immer in vielen Teilen der Welt lagernden Nuklearwaffen und dem Klimawandel - beunruhigen die Wissenschaftler derzeit vor allem die politischen Entwicklungen in den USA. Die Ereignisse rund um die US-Wahl - einschließlich der offenbar von Russland gesteuerten Cyberattacken und versuchter Einflussnahme - ließen Zweifel an Amerikas Demokratie und Russlands Absichten aufkommen, hieß es in der Fachzeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists. Der Aufsichtsrat des Blatts hat die Aufsicht über die Uhr inne.

Näher an der symbolischen zwölf stand die Uhr nur 1953. Damals hatten sowohl die USA als auch die Sowjetunion Wasserstoffbomben getestet und die Atomwissenschaftler veranlasst, die Zeiger auf zwei Minuten vor zwölf zu stellen.

In diesem Jahr verrückten sie den Zeiger erstmals nur um eine halbe Minute. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass Amerikas Politik derzeit noch nicht in vollem Umfang abzuschätzen sei. Doch Donald Trumps bisherige Erklärungen, seine Verschlossenheit gegenüber dem Rat von Experten und fragwürdige Nominierungen der Kabinettsmitglieder "haben eine schlechte internationale Sicherheitslage noch schlechter gemacht", heißt es in der Begründung. Insbesondere die Tatsache, dass vertrauenswürdige Informationsquellen angegriffen werden, "Fake News" zunehmen und die Wortwahl des Präsidenten oft rücksichtslos ist, beunruhigt die Forscher.

So kommen sie zu dem Fazit: "Die Wahrscheinlichkeit einer globalen Katastophe ist sehr hoch." Politische Führungspersönlichkeiten sollten unverzüglich handeln, "um die Welt vom Abgrund wegzuführen". Andernfalls müsse die Zivilgesellschaft hervortreten und den Weg weisen.

Seit 1947 ist die Doomsday Clock ein Symbol für die Gefährdung der Menschheit. Am entspanntesten erschien die Lage 1991, als die Zeiger 17 Minuten von der Zwölf entfernt standen. Damals schlossen die Sowjetunion und die USA das START-Abkommen zur nuklearen Abrüstung. 2007 bezogen die Wissenschaftler den Klimawandel in ihre Risikoeinschätzung ein. Die mangelnden Erfolge im Kampf gegen die Erderwärmung führten dazu, dass die Zeiger zuletzt auf drei Minuten vor zwölf standen.

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