Ursachen für Bienensterben:Gift für das Gedächtnis

Neonikotinoide, eine Gruppe von Pflanzenschutzmitteln, schädigen unter anderem die Orientierungsfähigkeit der Bienen. (Foto: dpa)

Weit verbreitete Pflanzenschutzmittel schädigen das Hirn der Bienen und tragen dadurch offenbar zum Sterben der Bienenvölker bei. Trotzdem gibt es keine Einigung innerhalb der EU, die Pestizide zu verbieten.

Von Katrin Blawat

Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonikotinoide können die Funktion des Bienenhirns schädigen. Das haben Forscher um Mary Palmer von der University of Dundee in einer Studie an isolierten Bienenhirnen belegt ( Nature Communications, online). Zuvor hatten mehrere Verhaltensuntersuchungen gezeigt, dass Neonikotinoide die Orientierungsfähigkeit der Insekten, ihre Lernfähigkeiten und den Erfolg beim Futtersammeln beeinträchtigen können. Somit könnten die weit verbreiteten Pestizide zum Bienensterben beitragen.

Daher hat die EU-Kommission im Januar vorgeschlagen, drei Neonikotinoide für den Einsatz mancher Pflanzenarten zu verbieten. Darauf konnten sich die EU-Staaten bislang jedoch nicht einigen, die endgültige Entscheidung steht noch aus.

Chemikalien legen Nervenzellen lahm

Die Forscher um Palmer untersuchten, wie sich die Substanzen Imidacloprid und Clothianidin auf einzelne Zellen des Bienenhirns auswirkten. Der analysierte Zelltyp ist wichtig für das Lern- und Erinnerungsvermögen der Bienen. Die Chemikalien legten die Nervenzellen lahm, sodass diese keine Impulse mehr weiterleiten konnten. Damit liefern Palmer und ihr Team eine Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten der Bienen in den früheren Studien. Die eingesetzten Konzentrationen der beiden Mittel hätten jenen entsprochen, auf die Bienen auch in der Natur treffen, betonen die Forscher. Zudem untersuchten sie die Auswirkung einer weiteren Substanz, die häufig in den USA eingesetzt wird, um die Insekten vor der Varroamilbe zu schützen. Auch diese Substanz namens Coumaphos störte die Funktion der Bienen-Neuronen. Die Wirkung der verschiedenen Mittel addiere sich, schreiben die Autoren.

© SZ vom 30.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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