Süddeutsche Zeitung

Ur- und Frühgeschichte:Biblischer Honig

Das Jordantal war offenbar tatsächlich ein Land, wo Milch und Honig geflossen ist: Forscher haben dort eine 3000 Jahre alte Imkerei entdeckt.

Schon vor 3000 Jahren haben die Menschen im Nahen Osten Imkerei betrieben. Ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung fand in Tel Rehov im nordisraelischen Jordantal Überreste von Bienen in tönernen Bienenstöcken. Eingeschlossen in Honigwaben entdeckten sie Teile von Arbeiterinnen, Drohnen und Larven. Der Fund bestätige, dass bereits zu jener Zeit Bienen für die Wachs- und Honigproduktion gehalten wurden, schreiben die Forscher (PNAS, online).

Zwar deuten ägyptische Wandmalereien und antike Texte auf die organisierte Wachs- und Honiggewinnung hin, aber bisher fehlte der Beweis für die Bienenhaltung im "Land, wo Milch und Honig fließen", wie es die Bibel nennt.

Der Begriff "Honig" wurde lange als Umschreibung für süße Früchte interpretiert, denn die Haltung von Honigbienen ist in der Bibel nicht erwähnt. Vor einigen Jahren waren dann die Tonzylinder von Tel Rehov entdeckt und als antike Imkerei gedeutet worden. Der Fund der Bienen-Überreste bestätigt diese Deutung.

Analysen der gut erhaltenen Flügel und einiger Dutzend Bienenbeine ergaben, dass sich die Bienen von den örtlich vorkommenden Arten unterschieden. "Das war eine echte Überraschung", sagt der Bienenforscher Stefan Fuchs vom Institut für Bienenkunde in Oberursel bei Frankfurt. Möglicherweise seien die Insekten von den Bewohnern Tel Rehovs aus der Türkei importiert worden, weil sie weniger aggressiv waren und mehr Honig produzierten.

Die Imkerei in Tel Rehov lag mit bis zu 200 Bienenstöcken mitten in der Stadt. Das deutet nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass die Bienenstöcke besonders wertvoll waren und beschützt werden mussten. Der Gebäudekomplex, in dessen Hof die Stöcke standen, wurde vermutlich am Ende des 10. oder am Anfang des 9. Jahrhunderts vor Christus zerstört.

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dpa/mcs
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