Unwetter über Deutschland:Orkantief "Xaver" bedroht Küsten

Unwetter in Nordfriesland

Unwetter in Nordfriesland: Meterologen erwarten einen ähnlich heftigen Sturm, wie diesen vor drei Jahren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er hat mit Böen über 120 Stundenkilometern historisches Potenzial: Meteorologen fürchten, dass Deutschland am Donnerstag von einem Orkan und einer Sturmflut getroffen wird. Der Mond könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie hoch die Wellen über die norddeutschen Küsten hereinbrechen.

Von Andreas Frey

Noch lungert Xaver als gewöhnliches Tiefdruckgebiet über dem Osten Grönlands herum. Doch Meteorologen lassen diese Wetterlage derzeit keine Minute aus den Augen. Nach aktuellen Prognosen könnte sich Xaver bis zum Donnerstag in ein Orkantief verwandeln, an das man sich noch lange erinnern wird. "Wir erwarten für Freitagfrüh eine schwere Sturmflut an der Nordseeküste", sagt Sylvin Müller-Navarra vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg. Das bedeutet, dass die mittleren Hochwasser-Pegelstände mindestens um zweieinhalb Meter übertroffen werden.

Beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach teilt man die Ansicht, dass Xaver Orkanstärke erreichen wird. Von Donnerstagfrüh bis Freitagabend wird an der gesamten Küste und im norddeutschen Binnenland der Wind großflächig mit mindestens Stärke zehn blasen, sagt der Meteorologe Thomas Ruppert. "Auch im Harz wird die Post abgehen", ergänzt er. In Böen werden die Windgeschwindigkeiten voraussichtlich deutlich über 120 Kilometern pro Stunde liegen. Damit fällt das sich nähernde Orkantief in die Kategorie des Sturms "Christian", der Ende Oktober in Norddeutschland wütete und dessen Windspitzen Tempo 190 erreichten.

Xaver zieht derzeit über den Nordatlantik, nimmt Fahrt auf und wird am Donnerstagmittag Norwegen erreichen. Je nach Zugbahn und Lage könnte das Tief deshalb gefährlich werden, weil sein Windfeld von Nordwesten heranrauscht - und damit aus ungünstiger Richtung für die Küsten. Müller-Navarra erwartet deshalb gleich drei Sturmfluten hintereinander, wovon die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag am stärksten ausfallen dürfte.

"Xaver" wird markanten Wetterwechsel einleiten

Für Hamburg bedeute dies zunächst noch keine ernste Gefahr, gleichwohl müsste man Fluttore rechtzeitig schließen und grundsätzlich sehr wachsam sein, fügt er hinzu. Noch sei es zu früh, eindeutige Aussagen über die Heftigkeit dieser Sturmflut zu treffen.

Eine Tatsache allerdings beunruhigt Meteorologen wie Hydrographen gleichermaßen: Es ist Neumond. Das könnte die Flutwelle verstärken. Und schließlich kommt es auf das Timing an: Wird Xaver ausgerechnet dann am stärksten wehen, und das in ungünstiger Richtung aus West bis Nordwest, wenn auch noch Flut ist, so hat diese Konstellation das Potenzial für einen historischen Sturm.

Noch wollen die Experten keine Vergleiche mit den fatalen Sturmfluten von 1962 und 1976 ziehen, doch meteorologisch betrachtet ist die Ausgangslage ähnlich. Wie genau ein solches Wetterereignis verlaufen wird, lässt sich jedoch erst wenige Stunden vor Ankunft des Sturmtiefs feststellen. "24 Stunden vorher können wir den Sturm seriös vorhersagen", sagt Müller-Navarra. Spätestens am Donnerstag wissen die Meteorologen also mehr.

Tief Xaver wird allerdings nicht nur durch seine Windstärke auf sich aufmerksam machen, er wird auch einen markanten Wetterwechsel über Deutschland einleiten. Auf seiner Rückseite zapft das Tief polare Kaltluft an und schickt von Donnerstag an Schneeschauer übers Land. In Kombination mit dem starken Wind sind auch Schneestürme möglich. Seine Kaltfront erreicht am Freitag Süddeutschland. Auch dort kann es zeitweise stark schneien, sogar Wintergewitter können auftreten. Erst zum Wochenende wird sich die Lage beruhigen.

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