Süddeutsche Zeitung

Untergang der Titanic:Frauen im Vorteil

Den Untergang der Titanic überlebten vor allem Frauen und Kinder. Bei der Havarie der ähnlich großen Lusitania kamen überwiegend Männer heil davon. Warum?

Am 7. Mai 1915 traf ein Torpedo eines deutschen U-Boots die Lusitania. Das britische Passagierschiff sank im Atlantik, 1198 Menschen starben. Die Lusitania war ähnlich groß wie die Titanic, die drei Jahre zuvor einen Eisberg gerammt hatte. Auch die Sozialstruktur der Passagiere war auf beiden Schiffen vergleichbar. Doch die Überlebenden beider Havarien unterschieden sich auffällig: Auf der Titanic hatten Frauen und Kinder bessere Chancen, auf der Lusitania kamen eher Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren mit dem Leben davon.

Ursache der Diskrepanz sei wahrscheinlich die Geschwindigkeit, mit der beide Schiffe gesunken sind, vermuten Wirtschaftswissenschaftler um Benno Torgler ( PNAS, online). Die Lusitania sank binnen 18 Minuten. "Dabei ist eine Situation entstanden, in der kurzfristige Fluchtimpulse das Verhalten dominierten", schreiben die Studienautoren. Jeder sei sich selbst der Nächste gewesen, vor allem junge Männer hätten überlebt.

Bis die Titanic gesunken war, vergingen hingegen zwei Stunden und 40 Minuten. Nach dem ersten Schock sei genug Zeit geblieben, um nach sozialen Kriterien ausgerichtetes Verhalten durchzusetzen und Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote der Titanic zu lassen.

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Quelle:
SZ vom 02.03.2010/sehe/beu
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