UN-Gipfel zur Nachhaltigkeit:Fehlstart in Rio

Wozu noch diese Konferenz? Das fragen sich Umweltschützer verbittert, nachdem sich die Teilnehmer des UN-Gipfels in Rio de Janeiro schon vor dem Treffen auf einen Kompromiss geeinigt haben. Die Hoffnung, dass die Staatenlenker sich im Kampf gegen Umweltzerstörung, Armut und Krankheit ähnlich ins Zeug legen würden wie zur Bewältigung der Schulden-, Finanz- und Wirtschaftskrisen, hat sich zerschlagen.

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Die Teilnehmer des UN-Nachhaltigkeitsgipfels im brasilianischen Rio de Janeiro haben sich bereits vor Tagungsbeginn auf einen Entwurf der Abschlusserklärung geeinigt. Wie dringend es notwendig ist, sich um die Umwelt zu kümmern, hätten sie bei einem Besuch der Guanabara-Bucht in Rio persönlich erfahren können: Die Bucht war einmal ein gesundes Ökosystem mit großen Fischbeständen und sauberen Stränden. Entwaldung und Stadtentwicklung haben das Ökosystems zerstört, heute ist die Bucht mit Müll übersät uhd zudem mit Öl verschmutzt. Im Jahr 2000 schlug eine Unterwasser-Pipeline leck, rund eine Million Liter Rohöl verseuchten die Bucht.

UN-Gipfel zur Nachhaltigkeit

Rio+20: Proteste gegen Umweltzerstörung

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Der Text, dem die Teilnehmer aus rund 180 Staaten zugestimmt haben, bleibt in wesentlichen Fragen vage und weit hinter den ursprünglichen Zielen der EU zurück. Umweltschützer sprechen von einem "Minimalkonsens". Als Zeichen des Protests gegen die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt beschmierten Demonstranten das Gebäude einer Bergbaufirma in Rio de Janeiro mit roter Farbe.

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Im Abschlussdokument wird zwar das "grüne Wachstum" ausführlich gewürdigt, doch die Staaten können selbst festlegen, was sie sich darunter vorstellen. Vorschläge, umweltschädliche Subventionen zu überprüfen, tauchen nicht mehr auf. Angehörige von indigenen Völkern haben extra zum Rio+20-Gipfel - wie auch schon vor 20 Jahren - das Dorf Kari-Oca errichtet. Sie kampieren dort als Zeichen des Protests gegen Brasiliens Amazonas-Regenwald-Politik und gegen das umstrittene Staudamm-Projekt Belo Monte.

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Die Europäer, die das UN-Umweltprogramm Unep in eine eigene Umweltorganisation umwandeln wollten, gaben sich im Schlussdokument mit einer Formulierung zufrieden, nach der das Programm "gestärkt" und finanziell besser ausgestattet werden soll. Am Flamengo-Strand bildeten Demonstranten ein menschliches Banner. Damit wollen sie auf die Bedrohung aufmerksam machen, die große Staudämme für die Natur darstellen.

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In den letzten Stunden der Verhandlungen hatte sich der Ton zwischen den Staaten offenbar verschärft. Streitpunkt waren Formulierungen, nach denen sich die UN-Seerechtskonvention auch mehr mit dem Schutz der Weltmeere hätte beschäftigen sollen. Demnach hätten die Staaten möglichst bald eine Vereinbarung zum Schutz der Meere aushandeln sollen. Da sich mehrere Staaten dagegen sperrten, kam es letztlich zu einem vagen Kompromiss. Der Protest dieser Aktivistin richtet sich gegen den spanischen Ölkonzern Repsol.

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Umweltschützer zeigten sich nach der Entscheidung der Konferenzteilnehmer verbittert. "Besser, wir hätten kein Ergebnis erreicht als dieses", sagte Olaf Tschimpke, Chef des Naturschutzbundes Deutschland. Greenpeace sprach von einer "Enttäuschung für Millionen von Menschen", die unter dem Klimawandel, dem Verlust von Wäldern oder der Plünderung der Meere litten. Wasservögel in der von Müll und Öl verschmutzten Guanabara-Bucht.

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20 Jahre nach dem Rio-Erdgipfel von 1992 hätte die Nachhaltigkeitskonferenz neue Impulse geben sollen. Da das umstrittene Abschlussdokument schon jetzt steht, bleibt für die Staats- und Regierungschefs aus mehr als hundert Staaten, die an diesem Mittwoch in Rio eintreffen, nicht mehr viel zu tun. Proteste gegen die Umweltverschmutzung mit Plastikmüll: Riesige Fischskulpturen aus Plastikflaschen am Strand von Botafogo, einem Viertel von Rio de Janeiro.

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