UN-Bericht:Neue Zahlen zum Klimawandel

Bislang war die UN vorsichtig, wenn es um die Ursachen für die Erderwärmung ging. Der Entwurf für den nächsten Klimabericht klingt nun anders.

Im nächsten UN-Bericht zum Klimawandel wird das Wissenschaftler-Gremium IPCC der Vereinten Nationen den Zusammenhang zwischen Erderwärmung und dem Verbrauch fossiler Brennstoffe so stark betonen wie nie zuvor.

Eisberg vor Grönland.

Eisberg vor Grönland.

(Foto: Foto: AP)

Mehr als 90 Prozent beträgt demnach die Wahrscheinlichkeit, dass die Zunahme der Temperatur seit 1950 hauptsächlich auf das Konto des Menschen geht.

Darüber hinaus würden Kohlendioxid und andere Treibhausgase auch weiterhin für einen Anstieg der Temperatur und auch der Meeresspiegel sorgen.

Im letzten Bericht des International Panel of Climate Change (IPCC) 2001 waren die Experten noch von einer Wahrscheinlichkeit von 66 bis 90 Prozent ausgegangen.

Die neuen Zahlen stehen laut New York Times in einem Entwurf der Zusammenfassung des Berichts. Einige der insgesamt mehr als 2500 Wissenschaftler, die an der Erstellung des aktuellen Dokuments beteiligt waren, haben die Daten nach Angaben der Zeitung bestätigt.

Noch keine offiziellen Zahlen

Offiziell wird der Bericht allerdings erst am zweiten Februar veröffentlicht. Deshalb, so warnen einige Forscher, könnten sich die Angaben noch ändern.

"Man kann nicht sagen, was das IPCC erklären wird, bevor es seine Erklärung tatsächlich abgegeben hat", sagte einer der Mit-Autoren des Berichts, Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research in Bolder, USA, der Zeitung.

Derzeit beträgt die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre etwa 380 ppm (Teile pro Million). Vor dem Beginn der industriellen Revolution lag die Konzentration bei 280 ppm.

Sollte es zu einer Zunahme auf bis zu 550 ppm kommen, dann droht ein Anstieg der Temperaturen um 2 bis 4,5 Grad Celsius, warnen die Forscher in dem Entwurf.

Diese Zunahme zu verhindern dürfte angesichts der weltweit wachsenden Bevölkerung mit ihren Bedürfnissen nach Energie schwierig sein.

Der Golfstrom lässt nach

Erst kürzlich hatten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg auch auf eine Abschwächung des Golfstroms infolge des Klimawandels hingewiesen.

Während Modellrechnungen der Hamburger für den IPCC-Bericht 2007 eine Reduzierung von 30 Prozent bis zum Jahre 2100 ergaben, berücksichtigten die Forscher nachträglich auch den Einfluss des abschmelzenden grönländischen Inlandeises.

Unter diesen Bedingungen könnte die Abschwächung sogar bis zu 42 Prozent betragen, berichteten die Wissenschaftler im Fachblatt Geophysical Research Letters.

Diese Abschwächung würde eigentlich zu einer Abkühlung in Nordeuropa führen - doch der zunehmende Temperatur-Anstieg der Atmosphäre hebt diesen Effekt auf. Letztendlich wird es vermutlich trotzdem zu einer Erwärmung kommen.

Nach 2100 rechnen die Wissenschaftler allerdings damit, dass der Golfstrom sich wieder erholt. "Unsere Berechnungen deuten nicht darauf, dass das Abschmelzen der Gletscher auf Grönland zu einem abrupten Klimawandel führen wird", erklärte Johann Jungclaus vom MPI für Meteorologie sueddeutsche.de.

Masterplan zur Weltrettung

Unterdessen haben die Umweltorganisation Greenpeace und der Dachverband der Europäischen Erneuerbaren Energien-Industrie (Erec) angekündigt, am Donnerstag einen globalen Masterplan zur Abwendung des drohenden Klimawandels zu präsentieren.

Wie der Spiegel berichtet, wird in der 100 Seiten starken Machbarkeitsstudie "Energy (R)evolution", die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie elf internationale Forschungsinstitute erarbeitet haben, erklärt, das Weltklima sei noch zu retten, wenn Politik und Wirtschaft sofort handelten.

Dem globalen Masterplan zufolge könnte der Anstieg der Treibhausgase durch Energiesparmaßnahmen sowie die verstärkte Nutzung von Wind-, Wasser- und Sonnenkraft bis 2050 halbiert werden. Dadurch bleibe die Erderwärmung unter zwei Grad.

"Deutschland als Weltmarktführer bei Wind- und Solartechnik würde besonders profitieren", sagte Sven Teske von Greenpeace dem Blatt, "die Milliardensubventionen für Kohle und Atomkraft gehören allerdings sofort gestrichen."

Die Greenpeace-Erec-Studie kalkuliert eine Bevölkerungszunahme von derzeit 6,3 Milliarden auf 8,9 Milliarden Menschen sowie gängige Wirtschaftsprognosen ein.

Der Vorsitzende des UNO-Ausschusses für Klimaveränderungen (IPCC), Rajendra Pachauri, lobt die neue Studie als "gut recherchierte" und "stimulierende" Analyse. Ohne Energiewende droht IPCC zufolge eine Erwärmung der Erde bis 2050 um bis zu 5,8 Grad.

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