Umweltzerstörung:WWF warnt vor schneller Abnahme der Wälder

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Ein Drittel aller Wälder weltweit ist inzwischen abgeholzt, warnt der WWF. In den Urwäldern Südamerikas geht fast die gesamte Zerstörung auf das Konto der Fleischproduktion für die Industrieländer.

Malte Conradi

Es ist ein Erfolg auf niedrigem Niveau, aber immerhin ist es ein Erfolg: Die Waldfläche in Europa ist stabil, in einigen Ländern wie Spanien, Italien oder Deutschland nimmt sie sogar leicht zu.

Tropische Wälder wie auf Borneo sind laut WWF besonders gefährdet. (Foto: dpa)

Doch ist der größte Schaden auf dem Kontinent schon vor langer Zeit entstanden. Nach Zahlen der Umweltstiftung WWF sind inzwischen zwei Drittel der europäischen Wälder abgeholzt.

In einer am Mittwoch vorgestellten Studie warnt der WWF nun, dass dasselbe auch in anderen, heute noch waldreichen Ländern passieren könnte. Geht das weltweite Abholzen in seiner dramatischen Geschwindigkeit weiter, gehen der Studie zufolge bis 2050 weitere 230 Millionen Hektar verloren. Das wäre eine Fläche von der siebenfachen Größe Deutschlands.

"Weltweit ist in den vergangenen 2000 Jahren bereits ein Drittel der Waldfläche durch Menschenhand verschwunden", sagt Philipp Göltenboth, Leiter des Fachbereichs Wald beim WWF Deutschland. Ein Fortgang dieses rapiden Waldverlustes hätte Göltenboth zufolge erhebliche negative Folgen für Klima, Artenvielfalt und die wirtschaftliche Entwicklung. "Wald gehört zu den wichtigsten Naturschätzen der Erde", sagt er.

Wälder sorgten für saubere Luft, verhinderten Erosionen und verbesserten die Bodenqualität. Sie filterten und speicherten Trinkwasser. Zudem hingen viele Unternehmen von ihrer Nutzung ab.

Dramatische Verluste befürchtet Göltenboth vor allem in den artenreichen tropischen Wäldern Westafrikas, Brasiliens und Südostasiens. Viele Schwellenländer in diesen Regionen stünden nun vor der Wahl, ob sie dem Weg der reichen aber dafür weitgehend entwaldeten Industrienationen folgen wollen, sagt er.

Dass es auch anders geht, zeigt etwa das kleine Costa Rica, wo Politik und Wirtschaft inzwischen gemeinsam gegen die Abholzung vorgehen. Das mittelamerikanische Land hat in den vergangenen Jahren starke Schutzmaßnahmen ergriffen und wirbt heute erfolgreich als Naturparadies um Touristen.

Um die Rodungen zu stoppen, müssten die Industrienationen den ärmeren Ländern dabei helfen, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, fordert der WWF. "Sie müssen den Entwicklungs- und Schwellenländern Geld zahlen, damit die ihre Wälder stehen lassen", schlägt Waldexperte Göltenboth vor. Doch Waldschutz ist nicht nur eine Angelegenheit der Politik.

"Wir alle sollten weniger Fleisch essen", sagt er. Fast die gesamte Abholzung der Urwälder Südamerikas gehe auf das Konto der Fleischproduktion für die Industrieländer.

© SZ vom 28.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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