Umweltverschmutzung:Plastik im Genfer See

Der Genfer See ist mit Plastikmüll verschmutzt

Der Genfer See: Schweizer Wissenschaftler prüfen, ob auch Binnengewässer mit Müll belastet sind. Bereits zuvor haben US-Forscher berichtet, dass die Großen Seen Nordamerikas mit Kunstoffpartikeln verschmutzt sind.

(Foto: Reuters)

Nicht nur die Weltmeere leiden unter den gigantischen Müllmengen, die wir produzieren. Wissenschaftler prüfen auch die Vermüllung der Binnengewässer. In der Schweiz haben sich ihre Befürchtungen bestätigt.

Von Katrin Blawat

Der große Plastikmüllstrudel im Pazifik, Nordsee-Vögel mit Mägen voller Kunststoff-Teilchen und die allgegenwärtige Plastiktüte, deren Reste sich auch noch in tiefen Ozeanschichten finden: Plastik vermüllt die Meere, das ist nicht mehr zu übersehen.

Einig sind sich Fachleute darin, dass nur ein kleiner Teil dieses Abfalls von Bohrinseln oder Schiffen stammt, die ihren Dreck auf hoher See ins Wasser kippen. Bis zu 80 Prozent des Plastikmülls stammen hingegen vom Land - etwa aus Abwässern, Deponien und Straßenmüll - und werden von dort zum Teil über Seen und Flüsse in die Ozeane gespült.

Wie belastet aber sind die Binnengewässer selbst? Darüber sind bislang kaum aussagekräftige Daten bekannt. Zumindest für die Schweiz wollen dies nun Forscher der Ecole Polytechnique Fédérale des Lausanne im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Umwelt ändern.

Erste Ergebnisse hat das Team bereits für den Genfer See vorgelegt (Archives des Sciences, online). In jeder der neun Proben, die die Wissenschaftler um Florian Faure an den Stränden rings um den See genommen hatten, fanden sie Plastik-Rückstände.

Am häufigsten waren Styropor-Reste vertreten, immer wieder tauchten aber zum Beispiel auch kleine Teile von Hartplastik und Angelschnüren auf.

Auch im Wasser selbst entdeckten die Forscher sogenanntes Mikroplastik. So bezeichnet man Partikel mit einem Durchmesser von höchstens fünf Millimetern.

Die Konzentration dieses Mikroplastiks im Genfer See habe teilweise der im Mittelmeer entsprochen, schreiben die Forscher. Diese Angabe sei aber noch mit Vorsicht zu bewerten, da die Plastikkonzentrationen stark schwanken und sie ihre Messungen im Genfer See noch verifizieren müssten.

Dennoch hält Faure seine Ergebnisse für besorgniserregend: "Wir waren überrascht, solch hohe Konzentrationen des Mikroplastiks zu finden, vor allem in einem so umweltbewussten Land wie der Schweiz."

Immerhin konnten die Forscher in keinem der 41 untersuchten Fische Plastikteilchen entdecken.

Noch sind nicht alle Folgen des Plastikmülls für Wasserbewohner bekannt. Doch belegen viele Beispiele, dass die größeren Teilchen Vögeln den Magen verstopfen können, so dass die Tiere verhungern.

Zudem löst sich vermutlich ein Teil der Kunststoffe in den Tiere in seine Bestandteile auf. Wie gravierend die Folgen davon sind, ist aber noch unklar.

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