Umweltverschmutzung - Emlichheim:FDP fordert Nachrüstung alter Bohrstellen

Hannover/Emlichheim (dpa/lni) - Nach dem unkontrollierten Austritt von Lagerstättenwasser auf einem Erdölfeld in Emlichheim fordert die FDP, landesweit alte Bohrungen auf den heute geltenden Sicherheitsstandard aufzurüsten. Dazu müsse das Land ein Konzept erarbeiten, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Jörg Bode, nach einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Freitag. "Es besteht dringender Handlungsbedarf." Der Verdacht liege nahe, dass noch weitere gefährdete Bohrstellen in Niedersachsen in Betrieb seien.

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Hannover/Emlichheim (dpa/lni) - Nach dem unkontrollierten Austritt von Lagerstättenwasser auf einem Erdölfeld in Emlichheim fordert die FDP, landesweit alte Bohrungen auf den heute geltenden Sicherheitsstandard aufzurüsten. Dazu müsse das Land ein Konzept erarbeiten, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Jörg Bode, nach einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Freitag. "Es besteht dringender Handlungsbedarf." Der Verdacht liege nahe, dass noch weitere gefährdete Bohrstellen in Niedersachsen in Betrieb seien.

Einer Sprecherin des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie zufolge besteht seit den 1980er Jahren nach der niedersächsischen Tiefbohrverordnung die Pflicht, Bohrungen mit einer Zementschicht auszukleiden. Für ältere Bohrungen gelte aber Bestandsschutz. Die Bohrung 132 in Emlichheim sei bereits 1954 abgeteuft worden.

Allerdings befinde sich der Schaden in der Emlichheimer Bohrung in einem Bereich, in dem das Grundwasser nicht nutzbar sei, weil es bereits natürlich versalzen sei. Die Tiefbohrverordnung fordere, dass nutzbare Wasserschichten, nicht genutzte Erdöl- oder Erdgasträger und laugenführende Gebirgsschichten abgedichtet werden und ein Eindringen von Wasser in nutzbare Salzlagerstätten vermieden werde. Diese Voraussetzungen seien bei der Bohrung in Emlichheim erfüllt.

Eine Umfrage der Behörde bei den Erdöl- und Erdgasproduzenten in Niedersachsen ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Eigentlich mussten die Unternehmen bereits bis zum 5. August Daten für 160 Einpressbohrungen vorlegen. Die Daten seien aber nicht vollständig und von unterschiedlicher Qualität, hieß es. Nun müssen sie bis zum 31. August die fehlenden Informationen liefern. Mit der Überprüfung will das Land sicherstellen, dass es andernorts keine ähnlichen Schäden gibt wie in Emlichheim.

Bei der Bohrung der Wintershall Dea nahe der niederländischen Grenze in der Grafschaft Bentheim könnten seit 2014 bis zu 220 000 Kubikmeter Lagerstättenwasser ausgetreten sein. Bemerkt wurden die durch Korrosion verursachten Lecks erst in diesem Frühjahr. In den nächsten Wochen will Wintershall Dea ein Sanierungskonzept vorlegen. Das gesundheitsgefährdende Lagerstättenwasser soll wieder aus den Gesteinsschichten entfernt werden. Gesundheitsgefahren werden bislang von den Experten ausgeschlossen.

Unterdessen will das Landesbergamt das Regelwerk für Tiefbohrungen verschärfen und einen "Bohrloch-TÜV" einführen: Alle zwei Jahre sollen externe Sachverständige sämtliche Tiefbohrungen auf ihre Dichtheit prüfen. Auch sollen die Ringraumdrücke sämtlicher Tiefbohrungen kontinuierlich gemessen und auf einer ständig besetzten Stelle überwacht werden. Auch sollen sämtliche Auffälligkeiten umgehend der Bergbehörde gemeldet werden. Damit reagiert die Behörde darauf, dass Wintershall Dea zwar schon 2015 Hinweise auf Druckschwankungen in der Bohrung hatte, eine Inspektion aber erst im Herbst 2018 vornahm und die Bergbaubehörde erst im Januar 2019 informierte.

Der Erdölproduzent habe eklatante Fehler gemacht, dass er erst im Oktober 2018 das Rohrsystem der Bohrung überprüfte, sagte dazu die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Imke Byl. Es sei gut, dass das Landesbergamt die Kontrollen verschärfen wolle. "Das bisherige Fehlen solcher eigentlich selbstverständlichen Maßnahmen zeigt aber, dass die unabhängige Aufsicht der Erdöl- und Erdgasförderung bislang völlig unzureichend ist", forderte Byl.

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