Es ist still geworden auf der Insel Guam im Westpazifik. Die von Menschen gegen Ende des zweiten Weltkrieges versehentlich eingeschleppte Braune Nachtbaumnatter hat nahezu sämtliche Vögel verschlungen - mindestens zehn der dort einst heimische Arten sind bereits ausgestorben. Jetzt zeigt eine Untersuchung, dass durch den Vogelschwund auch die Vegetation auf der Insel bedroht ist.
Viele Pflanzen brauchen Vögel als Helfer, um ihre Samen in der Umgebung zu verteilen. Wenn diese ökologische Dienstleistung wegfällt, könnte die Zahl der jungen Bäume um mehr als 90 Prozent sinken, warnt eine Gruppe US-amerikanischer Biologen im Wissenschaftsjournal Nature Communications.
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Um herauszufinden, wie weit es die Samen tatsächlich schaffen, griff das Team um die Biologin Haldre Rogers von der Iowa State University zu einer simplen Methode. Die Forscher stellten an Bäumen Körbe auf, um darin Früchte aufzufangen. Ein paar Körbe im Wald von Guam, ein paar auf den benachbarten Inseln ohne Schlangenplage. Das Ergebnis: Auf Guam schaffen es nur etwa zehn Prozent der Samen aus der unmittelbaren Nähe ihres Elternbaumes heraus. Die meisten kamen nicht einmal einen Meter weit. Ein gewisser Abstand jedoch ist notwendig, damit sich die Pflanzen entwickeln können.
Die Forscher befürchten, dass die Verjüngung des Waldes massiv gestört wird
Anders auf den schlangenfreien Inseln in der Nachbarschaft. Hier verteilen Vögel etwa 60 Prozent der Samen, die Pflanzen haben eine Entwicklungschance. Auf diesen Inseln ist es auch nicht so unheimlich still wie auf Guam.
Dort sind etwa zwei Drittel der Bäume auf die gefiederten Samentransporteure angewiesen. Unterstützt werden sie nur noch von ein paar verbliebenen Fledermäusen. Die Forscher befürchten nun, dass die Verjüngung des Waldes massiv gestört wird. Somit könnte nach der Fauna auch die Flora der Insel kollabieren.
Für Menschen stellt die Braune Nachtbaumnatter übrigens kaum eine Bedrohung dar. Ihr Gift ist schwach, kleine Beutetiere aber verschluckt sie lebend, größere erwürgt sie vor dem Mahl. Auf Guam haben die Tiere keine natürlichen Feinde und vermehren sich daher ungebremst.
Um eine ökologische Katastrophe auf Guam abzuwenden, versucht das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium nun, das Schlangenproblem mit Gift-Ködern zu lösen. Überall auf der Insel liegen nun tote Mäuse aus, die zuvor mit dem Wirkstoff Paracetamol behandelt wurden. Für die Schlangen wirkt dieses Schmerz- und Fiebermittel tödlich.