Umweltschutz:Massive Regenwald-Abholzung in Brasilien

  • Zwischen August 2015 und Juli 2016 wurden in Brasilien etwa 8000 Quadratkilometer Wald gerodet.
  • Vor allem die Amnestie für frühere illegale Rodungen haben viel Schaden angerichtet.
  • Schwere Dürren könnten Folgen der Rodungen sein.

Von Marlene Weiß

Brasiliens Regenwald am Amazonas wird wieder deutlich schneller zerstört. Zwischen August 2015 und Juli 2016 wurden nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) etwa 8000 Quadratkilometer Wald gerodet, 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Lange waren die Verluste zurückgegangen, zwischen 2004 und 2012 fielen sie von fast 30 000 abgeholzten Quadratkilometern auf den historischen Tiefstand von 4500 Quadratkilometern. Weltweit wurde Brasilien dafür gefeiert. Aber seither steigen die Zahlen wieder, im Vergleich zum Jahr 2012 mittlerweile um 75 Prozent. Die Hauptgründe sind Landwirtschaft und Infrastruktur-Projekte.

"Momentan sieht es nicht danach aus, dass es wieder besser wird"

Besonders stark nahm die Entwaldung im Westen des Landes zu, tief im Innern des Regenwalds: In den Bundesstaaten Amazonas, Acre und Rondonia verschwanden bis zu 54 Prozent mehr Waldfläche als im Vorjahr. "Momentan sieht es nicht danach aus, dass es wieder besser wird", sagt Oliver Salge, der in Brasilien für Greenpeace arbeitet.

Vor allem die Amnestie für frühere illegale Rodungen, die mit dem neuen, ohnehin verwässerten Waldgesetz von 2011 erteilt wurde, habe viel Schaden angerichtet: "Das war ein Anreiz für weitere Rodungen. Wenn es einmal eine Amnestie gibt, nehmen alle an, dass es auch wieder eine geben wird", sagt Salge.

Der größte Teil der neuen Rodungen dürfte illegal sein. In der anhaltenden Wirtschaftskrise hat der Elan der Regierung im Waldschutz offenbar stark nachgelassen. Hinzukommt der gewachsene Einfluss der Agrarlobby. Auch wie Brasilien seine CO₂-Emissionen unter diesen Umständen wie geplant verringern will, bleibt unklar. Derzeit nimmt der Amazonas-Regenwald bis zu einem Viertel der weltweit an Land absorbierten CO₂-Emissionen auf.

Vielleicht schadet Brasilien sogar unmittelbar sich selber: "Weil das Land so groß ist, bekommt es die Folgen seines Handelns womöglich direkt zu spüren", sagt Boris Sakschewski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Der Regenwald ist Teil eines gigantischen Wasserförderbands, das die Feuchtigkeit vom Ozean Richtung Süden leitet. Wenn der Wald zu stark schrumpft, wird das gestört." 2005 und 2010 gab es schwere Dürren in der Region um São Paolo - sie könnten bereits ein Hinweis gewesen sein, dass die Wasserpumpe von Wald und Wind nicht mehr richtig funktioniert.

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