Es sind solche Beispiele, die Forschungsministerin Annette Schavan von einem neuen Wirtschaftswunder schwärmen lassen. Mit der Green Economy lasse sich der strapazierte Begriff der Nachhaltigkeit mit Leben füllen. "Wenn das Gute beschrieben wird, spricht man oft von Nachhaltigkeit", beklagt die CDU-Politikerin. Wenn neues Wachstum entstehe, dessen Träger gleichzeitig eine soziale und ökologische Verantwortung fühlen, könne man Wohlstand schaffen und gleichzeitig die Lebensgrundlagen künftiger Generationen sichern.
Mit der Konferenz, die Manager, Forscher, Gewerkschafter und Umweltschützer zusammengebracht hat, will das Ministerium sein Forschungsprogramm für nachhaltige Entwicklung neu ausrichten.
Welche Rolle Deutschland bei der globalen Aufgabe zukommt, die Wirtschaft umzubauen, beschreibt Jeremy Rifkin: "Die Geschichte zeigt, dass wirtschaftliche Umwälzungen dann passieren, wenn eine Revolution in der Kommunikationstechnik und eine Revolution in der Energietechnik verschmelzen", sagt er. Eine Abfolge industrieller Revolutionen: Dampfmaschine und Telegraf, Automotoren und Telefon, jetzt erneuerbare Energien und Computer. "In Deutschland passiert das gerade, weil zum Internet ein System verteilter Stromerzeugung kommt, und beide wachsen in die Breite", so Rifkin. So hätten bereits eine Million Häuser Solarzellen auf dem Dach und speisten Elektrizität ins Netz.
Rifkin kritisiert die Deutschen aber auch: "Sie haben eine goldene Gans und füttern sie nicht." Die Bemerkung zielt auf die Diskussion über die Energiewende. Die Sorge um steigende Strompreise lässt schließlich manche öffentlich zweifeln, ob der Wandel eine gute Idee ist.
So hat die Debatte um die Förderung der Fotovoltaik etliche Firmen der Solarbranche offenbar bereits in den Ruin getrieben. Sollte das Vorhaben, die Energieversorgung in entscheidendem Umfang auf erneuerbare Quellen umzustellen, in Deutschland scheitern, warnt Rifkin, wäre es womöglich weltweit diskreditiert und eine entscheidende Chance verpasst. Der Wandel brauche intensive staatliche Unterstützung.
Darin drücken sich auch Zweifel aus, ob Green Economy von unten entstehen kann, wie es der Vergleich mit dem Wirtschaftswunder nahelegt. Dass sich kluge Ideen von allein durchsetzen und die Welt retten, hält Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung für ausgeschlossen. Die grüne Wirtschaft könne kein Ersatz für eine internationale Klimapolitik sein, wie manche angesichts der Probleme auf Gipfeltreffen wie in Kopenhagen 2009 hofften.
Trotz aller Fortschritte mit erneuerbarer Energie erlebe die Welt zurzeit "die größte Kohle-Renaissance der Industriegeschichte". Darum müsse ein Vertrag klarmachen, dass die Atmosphäre nur in begrenztem Maß die Abgase von Kohlekraftwerken aufnehmen kann und keinesfalls eine kostenlose Deponie dafür ist. "In einer solchen Welt kann grünes Wachstum einen wichtigen Beitrag leisten", so Edenhofer. "Sonst ist es nur eine Floskel."