Umwelt: Und sie verrotten nicht

Plastikmüll am Meer bei Mumbai: Auch kompostierbare Tüten verschmutzen über Jahre die Natur.

(Foto: Rafiq Maqbool/dpa)

Kompostierbare Plastiktüten halten offenbar nicht, was sie versprechen: Die Kunststoffbeutel überdauern jahrelang in der Natur, wie eine neue Studie zeigt. Das Plastikproblem löse man so jedenfalls nicht, meinen die Forscher.

Knapp hundert Milliarden Plastiktüten werden in der Europäischen Union jedes Jahr verbraucht. Kunststoffbeutel, die besonders häufig in Meeren treiben. Wie praktisch wäre es, wenn diese sich einfach zersetzen würden? Biologisch abbaubare oder kompostierbare Plastiktüten suggerieren genau das. Nur können sie das Versprechen offenbar nicht halten: Selbst nach drei Jahren, fanden zwei Meeresforscher der University of Plymouth in Großbritannien jetzt heraus, haben sich solche Plastiktüten noch nicht aufgelöst. Um zu simulieren, wo die Tüten landen, nachdem sie weggeschmissen werden, vergruben die Wissenschaftler verschiedene Exemplare in der Erde oder warfen sie, beschwert mit einer Kette, ins Meer. Drei Jahre später zogen sie alle drei angeblich biologisch abbaubaren Plastiktüten wieder hervor. Egal ob diese in der Erde oder im Wasser gelagert hatten: Die Beutel waren schmutzig, braun-orange verfärbt, aber eindeutig noch als Plastiktüten zu erkennen und sogar stabil genug, um einen Einkauf zu transportieren, ohne zu reißen. Eine als kompostierbar angepriesene Tüte hielt zwar keinen Einkauf mehr, verrottet war sie unter der Erde allerdings auch nicht. Lediglich die im Wasser versenkte kompostierbare Plastiktüte hatte sich zersetzt. Es blieb jedoch unklar, was mit ihren chemischen Überresten passierte und wie diese sich auf die Meeresbewohner auswirkten. Das Fazit der Forscher, die ihre Studie im Fachblatt Environmental Science and Technology veröffentlichten, ist dementsprechend ernüchternd: Mit keiner der untersuchten Tüten wird man das Problem des Plastikmülls im Meer lösen können.