Umwelt - Rositz:Verseuchtes Wasser: Altlastensanierung in Rositz-Schelditz

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Rositz (dpa/th) - Aufatmen in Rositz: Nach jahrelangem Kampf einer Bürgerinitiative haben am Freitag die Sanierungsarbeiten zu einer stinkenden Altlast begonnen. "Wir können nun den nächsten Schritt gehen in einer scheinbar endlos währenden Geschichte", sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne), bevor sie sich in einen Bagger setzte, um den Abriss des ersten kontaminierten Gebäudes zu starten. Ziel sei, den Menschen im Ortsteil Schelditz Lebensqualität zurückzugeben. "Das ist ein guter Tag für uns hier in Schelditz", lobte Lothar Schumann von der örtlichen Bürgerinitiative, die seit Langem für die Sanierung kämpft.

Fachleute sprechen von einem der kompliziertesten Altlastenfälle Thüringens. Seit Jahren drückt mit Schadstoffen belastetes Wasser in Gebäude in Schelditz (Altenburger Land). Die Gifte waren einst auf dem Gelände eines Teerverarbeitungswerkes in den Untergrund gelangt. Nun, da ehemalige Braunkohletagebaue im Süden Leipzigs stillgelegt wurden, steigt der Grundwasserspiegel und spült die Rückstände in die Wohnhäuser. Bei Messungen war der Grenzwert des giftigen und krebserregenden Benzols um ein Vielfaches überschritten worden.

Ein Gutachten war einst davon ausgegangen, dass bis zu 42 Häuser von dem Problem betroffen sein könnten. Durch weitere Analysen hat sich der Verdacht nach Angaben der Planer lediglich für elf bestätigt. Neun Gebäude - inklusive eines ganzen Wohnblocks aus DDR-Zeiten - sollen nun komplett abgerissen, bei zwei weiteren die Keller verfüllt werden. Die Hausbesitzer würden entschädigt, indem die Landesentwicklungsgesellschaft ihnen ihre Immobilien abgekauft habe, hieß es. Auch gab es Umzugshilfen für betroffene Mieter.

Geplant ist ferner, Drainagen zu verlegen, um das verunreinigte Wasser großflächig aufzufangen. Es wird in einer neu zu errichtenden Anlage gereinigt und dann in den Gerstenbach geleitet. Der Bach muss verlegt und eine Straße angehoben werden. Die Kosten werden auf insgesamt 13 Millionen Euro beziffert, die Bund und Land tragen. Die Arbeiten sollen bis 2024 abgeschlossen sein.

Die Sanierung von Altlasten rund um das einstige Teerwerk samt eines Sees voller Produktionsrückstände hat nach früheren Angaben bereits einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet. Neben den Problemen mit verseuchtem Grundwasser schlummern noch weitere Sorgenkinder, etwa eine ehemalige Aschehalde. Diese seien grob gesichert, bei der Aschehalde gebe es aber noch Diskussionsbedarf zur endgültigen Sicherung, erklärte Siegesmund auf Nachfrage. Priorität habe das Problem mit verseuchtem Grundwasser, da hier Menschen direkt betroffen seien. Siegesmund: "Diese Geschichte ist aber noch nicht zu Ende."

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