Umwelt:Noch 100 Jahre Ozonloch
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Das Ozonloch über dem Südpol ist wieder fast so groß wie im Rekordjahr 2006. Womöglich erholt sich die Schutzschicht erst bis 2100.
A. Bojanowski
Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) rechnet damit, dass sich die Ozonschicht möglicherweise erst bis zum Ende des Jahrhunderts erholt. Noch bis mindestens 2075 würden Ozonlöcher auftreten, sagt WMO-Experte Geir Braathen. Die Ozonschicht in 15 bis 25 Kilometern Höhe hält schädliche UV-Strahlen der Sonne von der Erde ab.
Anfang Oktober erreicht das Ozonloch jedes Jahr über dem Südpol seine maximale Ausdehnung. Derzeit erstreckt sich das Ozonloch über etwa 27 Millionen Quadratkilometer. Es ist damit größer als Nordamerika. Und in den nächsten Tagen werde es noch weiter aufreißen, stellt die WMO fest.
Die Herstellung und Verwendung so genannter Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) und anderer Substanzen, die der Ozonschicht schaden, wurde bereits im Montrealer Protokoll von 1987 verboten. Der Klimawandel werde die Erholung der Ozonschicht aber vermutlich hinauszögern, erklärt die WMO.
Treibhausgase, die der Mensch mit Autos, Heizungen und Fabriken in die Luft pustet, bewirken in höheren Luftschichten der Stratosphäre im Gegensatz zum Erdboden eine Abkühlung - und Kälte fördert den Ozonabbau. Ab einer Lufttemperatur von minus 78 Grad Celsius beginnt sich unter dem Einfluss der Frühlingssonne die Ozonschicht aufzulösen; auf der Südhalbkugel beginnt nun der Frühling.
Je kälter die Stratosphäre wird, desto mehr Ozon löst sich auf. Die Temperaturgrenze von minus 78 Grad sorgt dafür, dass Nord- und Südpol unterschiedlich stark vom Ozonverlust betroffen sind. Über der Antarktis ist es in jedem Winter deutlich kälter als minus 78 Grad, so dass sich jedes Frühjahr Stratosphärenwolken bilden. In der arktischen Stratosphäre hingegen sprechen Forscher nur von "Ozonverlust". Dort liegen die Wintertemperaturen normalerweise nahe am kritischen Wert.
In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Stratosphäre über der Arktis jedoch abgekühlt. Entsprechend häufiger traten Ozonverluste auf. Die starke Abkühlung der Region können Forscher noch nicht erklären, Treibhausgase seien dafür nur zum Teil verantwortlich.
An manchen Frühlingstagen gelangt auch Europa ins Risikogebiet, ungewöhnlich viel schädliche UV-Strahlung der Sonne dringt dann bis nach Süddeutschland vor. Menschen, die die vermeintlich sanften Frühlingsstrahlen genießen, erleben eine Überraschung. Schon nach wenigen Minuten haben sie einen Sonnenbrand.
"Alle paar Jahre" müsse mit mehreren derartigen Frühlingstagen gerechnet werden, sagt Michael Höpfner, Atmosphärenphysiker am Forschungszentrum Karlsruhe. Viel gravierender sind die Auswirkungen des Ozonverlustes jedoch auf der Südhalbkugel. In Australien und Neuseeland besteht derzeit akute Sonnenbrandgefahr, und das über Wochen hinweg.