Umwelt - Kirtorf:Bald "Tag X" im Dannenröder Forst: Linke will A49 stoppen

Deutschland
Jan Schalauske (Die Linke), ein Landesvorsitzender in Hessen. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Homberg/Ohm (dpa/lhe) - Warten auf den "Tag X" im Dannenröder Forst: Praktisch täglich erwarten die Umwelt- und Klimaschützer, die sich in dem Waldstück nahe Homberg/Ohm gegen den Ausbau der Autobahn 49 in Mittelhessen stemmen, dass die Räumung beginnt. Es könnte eine große Konfrontation mit den Behörden werden. In den vergangenen Wochen haben sich Unterstützer wie Attac Deutschland, Robin Wood und Extinction Rebellion hinter die Proteste gestellt.

Auch die Linke im Hessischen Landtag erneuerte am Dienstag ihre Forderung nach einem Baustopp. Das Projekt sei aus der Zeit gefallen und dürfe nicht weiterverfolgt werden, sagte Fraktionsvize Jan Schalauske bei einer öffentlichen Fraktionssitzung im Dannenröder Forst.

Spekuliert wird, dass sich bis zu 1500 Aktivisten in dem Waldstück versammeln könnten, um die Rodungsarbeiten aufzuhalten. Mit dabei ist "Lola Löwenzahn", die ihren richtigen Namen nicht nennen will. Sie sei schon länger in der Klimaschutzbewegung aktiv, sagte die Sprecherin des Bündnisses Autokorrektur. Der Dannenröder Forst sei ein "Meilenstein, in dem sich das Thema Verkehrswende kristallisiert".

So sieht das auch Schalauske. Mit weiteren acht Abgeordneten - auch Janine Wissler, die Linke-Bundesvorsitzende werden will - kam er zur Unterstützung in den Dannenröder Forst. Sogar in eines der Baumhäuser, das die Besetzer errichtet haben, stiegen die Linken-Politiker und posierten mit hochgereckter Faust für die Kameras. Das Projekt sei ein "Planungsdinosaurier der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts", meinte Schalauske. "In Zeiten von Klimawandel und notwendiger Verkehrswende sollte darauf verzichtet werden."

Die Kritik richtet sich auch gegen Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir und Umweltministerin Priska Hinz. In einem offenen Brief an die beiden Grünen-Politiker forderte die Linke einen Aufschub des Projekts. Dazu will Schalauske an diesem Mittwoch einen Antrag in den Wirtschaftsausschuss des Landtags einbringen. Al-Wazir hat darauf verwiesen, dass es sich um ein Bundesprojekt handle und er als Landesminister nichts ändern könne. Zugleich appellierte er, dass der Protest "bitte, bitte friedlich bleiben muss".

Die Grünen-Bundestagsfraktion forderte unterdessen die Bundesregierung auf, das Autobahnprojekt zu stoppen. "Wir Grüne halten den Bau der A49 von Anfang an für falsch. Er greift vehement in die Natur ein, zerstört wertvollen Wald und Kulturlandschaft, begründete die Bundestagsabgeordnete Bettina Hoffmann am Dienstag den Antrag der Oppositionsfraktion im Bundestag.

Die Autobahn 49 soll Kassel und Gießen miteinander verbinden. Der geplante Teilabschnitt führt von Stadtallendorf nach Gemünden (Felda). Vorgesehen ist, dass etwa 64 Hektar Wald gefällt werden, davon 27 Hektar im Dannenröder Forst. Die Rodungen werden für Oktober erwartet. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es mehrere Protestaktionen gegeben.

Dass es vor Ort zu Konflikten zwischen Ordnungskräften und Waldbesetzern kommen könnte, darauf hatte bereits Barbara Schlemmer vom Aktionsbündnis "Keine A49" vor Wochen eingestimmt. Nach Einschätzung der Grünen-Kommunalpolitikerin könnte ein "zweiter Hambacher Forst" ins Haus stehen. Seit 2018 gilt der Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen als Symbol des Kampfes zwischen Klimaschützern und Kohlebranche.

Zu Beginn der Räumung dürften Kräfte eines von der Bauherrin Deges beauftragten privaten Sicherheitsdienstes die "Bodenstrukturen" entfernen, erwartet Aktivistin "Lola Löwenzahn" - Barrikaden aus Ästen und Gegenständen, die an verschiedenen Stellen die Zugänge zu den Baumhäusern erschweren sollen.

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