Umwelt - Hannover:Paten sollen Niedersachsens Alleen schützen

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Eine Frau geht mit einem Hund in einer Allee. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Ein ehrenamtliches Netzwerk von Paten soll künftig die Alleen in Niedersachsen schützen. An dem Projekt des Niedersächsischen Heimatbundes (NHB) und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) können Einzelpersonen, Schulen oder örtliche Vereine etwa aus dem Natur- und Heimatschutz teilnehmen. Erste Paten wurden am Freitag auf einer Fachtagung in Hannover vorgestellt, wie NHB-Projektleiterin Nora Kraack mitteilte. Die Initiative wurde dort auch als offizielles Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Schirmherr ist Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU).

"Alleen prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild in Niedersachsen, sie sind wichtiges Kultur- und Naturgut", sagte Kraack. Vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden seien sie oft die einzigen strukturgebenden Elemente. "Sie verbinden außerdem oft wertvolle Biotope miteinander, etwa Wälder", hob die Landschaftswissenschaftlerin hervor. So würden sie auch zur Verbreitung vieler Tier- und Pflanzenarten beitragen. Zudem filterten sie Feinstäube aus der Luft. Je nach Alter, Art und Standort sei jeder Alleebaum ein eigenes Biotop. Oft würden sie deutlich älter als im Wald und böten dann Tieren Verstecke in Rissen und Höhlen.

Die Allee-Paten können sich als regionale Betreuer vor Ort für die Bäume einsetzen, den Kontakt zur örtlichen Verwaltung aufnehmen und die Datenbank www.alleen-niedersachsen.de pflegen, in dem sie Fotos hinterlegen oder neue Alleen melden. "Jeder kann dort eine Allee melden, man muss kein Pate sein", sagte Kraack am Freitag. Das soll künftig auch über eine App möglich sein. Die Paten werden geschult und fachlich unterstützt. "In Absprache mit den zuständigen Stellen sind auch Pflanzaktionen denkbar", sagte Kraack.

"Alleen haben einen großen ökologischen Wert", bestätigte Nabu-Sprecher Matthias Freter. "Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Vogelarten, Fledermäuse, Insekten sowie Flechten." Sie seien Korridore für wandernde Tierarten, um sich in der zerschnittenen Kulturlandschaft fortzubewegen. "Darüber hinaus wandeln auch Allee-Bäume klimaschädliches Kohlendioxid in Sauerstoff um."

Straßenalleen stünden oft frei in der Landschaft und bekämen mehr Sonne als die Bäume im Wald ab, erklärte Kraack. So würde eine ökologische Nische mit speziellem Mikroklima entstehen. "Auch die Blüte der Alleebäume ist ein wichtiger Beitrag zur biologischen Vielfalt, von ihr profitieren Bienen und andere Insekten." Das gelte besonders für Ahorn, Obstbäume und Linden.

"Linden und Eichen sind die häufigsten Bäume an Niedersachsens Alleen", sagte Kraack. Seit Beginn des Vorgängerprojektes im Jahr 2015 seien bislang rund 2000 Alleen zwischen Harz und Nordsee erfasst worden. "Seit den 1960er Jahren ist ihre Zahl stark zurückgegangen, bis dahin waren sie in der Kulturlandschaft weit verbreitet." Als Risiko für den Straßenverkehr seien viele abgeholzt worden. "Neue Richtlinien zur Verkehrssicherheit erschweren Nachpflanzungen, nur wenige der bestehenden Alleen sind rechtlich geschützt." Abgase und Streusalz belasteten Alleen langfristig, moniert der Nabu, auch die Kappung von Baumkronen für Lastwagen.

Zur Sicherheit empfiehlt der ADAC bei Fahrten auf Alleen unter anderem weniger als 80 Kilometer pro Stunde zu fahren, wenn Bäume dicht an der Fahrbahn stehen. "Autofahrer sollten das Licht einschalten und dürften auf keinen Fall mit den Rädern ins oft unbefestigte Bankett geraten", sagte Sprecherin Alexandra Kruse. Auch nasses Laub und Begegnungen mit Wild könnten zur Gefahr werden.

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