Süddeutsche Zeitung

Umwelt:Freiheit für den Graupapagei

Die Artenschutz-Konferenz Cites ist vorbei - Umweltverbände sind recht zufrieden, manche Tierhalter weniger. Eine Übersicht.

Von Michael Bauchmüller und Marlene Weiss

Der Dachverband der Tierhalter hatte schon das Schlimmste geahnt. Nach der Cites-Konferenz in Johannesburg, so warnte er schon im Juli, "drohen für Tierhalter weitreichende Konsequenzen". Manch seltene Art könne urplötzlich unter Schutz stehen. Genau so ist es gekommen. Der "Psychedelische Felsengecko" steht nun ebenso unter strengstem Schutz wie die Krokodilschwanzechse oder das Schuppentier. "Die Staatengemeinschaft ist im Kampf gegen das Artensterben einen großen und wichtigen Schritt vorangekommen", sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), auch viele Umweltverbände sind im Großen und Ganzen zufrieden. Was aber ändert sich mit der Konferenz?

Elefanten

Der internationale Handel ist schon seit Langem verboten. Der Wilderei hat das aber keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Experten sprechen von einer Wildereikrise, die jährlich 30 000 Elefanten das Leben kostet, ihres Elfenbeins wegen. Die Konferenz verständigte sich deshalb auf eine Schließung nationaler Elfenbeinmärkte, die Wilderern bislang als Umschlagplatz dienten. Länder, die dem Handel weiter tatenlos zusehen, müssen Sanktionen befürchten. Zudem scheiterten Anträge von Namibia und Simbabwe auf eine Freigabe des Elfenbeinhandels. Das Gleiche gilt allerdings für einen Antrag, allen Elefanten die höchste Schutzstufe zuzuerkennen. Da der Handel ohnehin verboten ist, galt diese Hochstufung aber eher als symbolisch. Foto: AP

Nashörner

Wie das Elfenbein zum Verhängnis gewilderter Elefanten wurde, leidet das Rhinozeros unter dem Interesse an seinem Horn. Gemahlenes Nashornpulver gilt in Fernost unter anderem als potenz- und leistungssteigernd. Swasiland plädierte dafür, das Handelsverbot für Nashörner aufzuheben - und scheiterte. Das Verbot gilt seit 1977. Foto: AFP

Schuppentiere

Auch die Schuppen des Pangolins sind in Südostasien äußerst begehrt. So gilt ihr Pulver als förderlich in der Stillzeit, über die Muttermilch stärkt es angeblich die Neugeborenen. Alle acht Arten des Pangolins, wie das Schuppentier auch heißt, sind deshalb allesamt vom Aussterben bedroht; sie gelten als die meistgewilderten Säugetiere der Welt. Vier der Arten finden sich in Asien, vier in Afrika. Sie alle dürfen in Zukunft nicht mehr gehandelt werden. Foto: dpa

Haie und Rochen

Neun Hai- und zwei Rochenarten waren bereits durch das Cites-Abkommen geschützt, sie dürfen nur eingeschränkt gehandelt werden. Nun kommen der Seidenhai, drei Fuchshai- und neun Teufelsrochen-Arten hinzu; die Bestände sind unter anderem wegen der Jagd auf die Flossen der Haifische und auf die Kiemenreusen der Rochen teils dramatisch eingebrochen. Die Aufnahme in Anhang II des Abkommens soll helfen, die Fänge auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Vor allem China, Japan und Island hatten sich gegen den Schutzstatus gewehrt. Dass es dennoch gelang, halten Beamte des Umweltministeriums für "sensationell". Alle Beschlüsse der Konferenz erforderten eine Zweidrittelmehrheit. Foto: imago

Reptilien

Das weltweit größte Drehkreuz für Reptilien ist die Terraristik-Messe, die alle drei Monate im westfälischen Hamm stattfindet. Viele durch Wilderei bedrohte Arten können dort ganz legal als Haustiere gehandelt werden, weil sie nur in ihrem Heimatland, aber nicht international geschützt sind. Für 55 seltene Reptilienarten ändert sich das nun: Unter anderem für den türkisfarbenen Zwerggecko aus Tansania oder für mehrere Alligator-Baumschleichen aus Guatemala gilt künftig ein striktes Handelsverbot. Viele andere Arten - darunter beispielsweise alle Zwergchamäleons - dürfen nur noch mit Cites-Erlaubnis gehandelt werden. Sehr zum Leidwesen deutscher Reptilien-Freunde im Dachverband der Tierhalter. Foto: dpa

Graupapageien

Graupapageien können fast ein halbes Kilo schwer werden, damit gehören sie zu den größten Papageienarten. Und zu den klügsten: Erst kürzlich zeigten tschechische Forscher, dass Graupapageien und einige andere Vogelarten über ähnlich viele Neuronen im Vorderhirn verfügen wie etwa Kapuzineraffen (PNAS). Viel gebracht hat ihnen das nicht: Ihr Lebensraum in Afrika schwindet, und weil sie, auch wegen ihrer Sprachbegabung, begehrte Haustiere sind, werden sie massenhaft gefangen. In Anbetracht der akuten Bedrohung wurden sie in Johannesburg auf Anhang I hochgestuft: Künftig dürfen Graupapageien nicht mehr international gehandelt werden. Foto: imago

Edelhölzer

Alle Rosenhölzer und alle Palisanderarten stehen künftig auf Anhang II des Abkommens, der Handel mit ihnen wird nun überwacht. Da die große Mehrzahl der Arten in den Tropen wächst, dürfte das helfen, gegen den Raubbau an Regenwäldern vorzugehen. Allerdings zeigen die regelmäßigen Funde von illegalen Tropenhölzern in Gartenmöbeln oder Papierproben in der EU, dass es bei der Kontrolle noch einige Defizite gibt. Da aber nun alle Arten unter Schutz stehen, wird der Vollzug künftig einfacher. Foto: Reuters

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Quelle:
SZ vom 06.10.2016
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