Umwelt - Erfurt:Thüringer entsorgen immer noch reichlich Asbest

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Ein Schild warnt vor einem Sammelplatz für asbestbelasteten Schutt vor "Asbestfasern!". Foto: Bernd Wüstneck/ZB/dpa/Archivbild/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt/Sonneberg/Leinefelde (dpa/th) - Obwohl der Einsatz von Asbest seit 1993 in Deutschland verboten ist, fallen in Thüringen jedes Jahr tausende Tonnen des als krebserregend geltenden Baumaterials an. "Was das Aufkommen asbesthaltiger Baustoffe angeht, ist keine eindeutige Tendenz erkennbar. Es hängt immer am aktuellen Baugeschehen und ob Objekte mit Asbest betroffen sind", sagte Jeffrey Ludwig vom Thüringer Umweltministerium.

Demnach wurden 2018 insgesamt rund 15 600 Tonnen asbesthaltiger Baustoffe auf den Thüringer Deponien abgegeben. Bisheriger Höhepunkt war das Jahr 2011, in dem mehr als 18 000 Tonnen Asbest entsorgt wurden. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr, aber seit 2005 fiel die Menge nie unter die 10 000-Tonnen-Marke.

Dabei fallen bei der Entsorgung teils immense Kosten an. "Der übliche Entsorgungsweg ist die Deponierung der asbesthaltigen Abfälle in einer luftundurchlässigen Verpackung - und nur an dafür zugelassenen Deponien", sagte Ludwig.

Je nach Deponie fielen dafür Kosten zwischen 80 und 200 Euro pro Tonne an. Neben sechs Einrichtungen in den verschiedenen Thüringer Regionen ist die Deponie in Caaschwitz (Landkreises Greiz) ausschließlich auf Asbestabfälle spezialisiert.

Weil eingeatmete Asbestfasern krebserregend sind, dürfen seit 1993 in Deutschland weder Asbest noch asbesthaltige Produkte hergestellt, in Verkehr gebracht oder verwendet werden. In den Jahrzehnten davor galt Asbest jedoch aufgrund seiner Eigenschaften als perfektes Material für eine Vielzahl von Anwendungen.

Dem Umweltbundesamt zufolge wurde der extrem langlebige Stoff unter anderem in Gebrauchsartikeln wie Pflanzschalen, Blumenkästen oder Aschenbechern zugesetzt. Auch in Elektro-Heizgeräten wie etwa Nachtspeicheröfen, Elektroherden, Backöfen und sogar Toastern oder Bügeleisen fand Asbest eine flächendeckende Verbreitung.

Während diese Produkte heute kaum noch im Verkehr sind, sei der Bestand an Rohren für den Hoch- und Tiefbau, sowie groß- und kleinformatigen Fassaden- und Dachplatten noch immer hoch, hieß es.

Besonders Kleingartenvereine hatten lange mit den Asbest-Altlasten zu kämpfen: Der langlebige und günstige Baustoff war zum Bau der Lauben in Schrebergärten äußerst beliebt. "Fast die Hälfte der Kleingartenanlagen im Kreis Sonneberg entstand in den 1950er Jahren", erläuterte Steffen Lohse, Vorsitzender des Kleingartenvereins Eller in Sonneberg. "Bis in die 1970er Jahre wurde Asbest sehr häufig in Kleingartenanlagen verbaut." Mit den Folgen hatten die Vereine nach dem Verbot lange zu kämpfen.

So wurde im Kleingartenverein Eller erst im vergangenen Jahr das Vereinshaus grundlegend saniert. Die Dachfläche umfasste 240 Quadratmeter asbesthaltiger Materialien, die unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen demontiert und anschließend teuer entsorgt werden mussten. "Heute ist der Anteil solcher Baustoffe bei uns nur noch sehr gering. Die wenigen verbleibenden Gebäude werden nach und nach saniert, die Zahl ist aber überschaubar", sagte Lohse.

Ähnlich äußern sich auch Lohses Gartenbaukollegen vom Kleingartenverein Petersberg in Erfurt, dem Kleingartenverein Leineblick in Leinefelde sowie der Landesverband Thüringen der Gartenfreunde. In den meisten Anlagen seien wenn überhaupt nur noch einzelne Parzellen betroffen. Wie viel Asbest insgesamt noch in den Thüringer Kleingärten schlummert, ist aber nicht bekannt.

Solange die Fasern fest in anderen Substanzen gebunden sind, ist das Risiko eher gering. "Vor allem im privaten Bereich ist darauf hinzuweisen, dass von Asbestzement und anderen fest gebundenen Asbestprodukten keine Gefahr für die Gesundheit durch Freisetzung von Asbestfasern ausgeht, solange die Produkte in Ordnung und gebrauchstauglich sind und sie keinen thermischen oder mechanischen Einwirkungen ausgesetzt werden", betonte Jeffrey Ludwig vom Thüringer Umweltministerium. Aber auch diese Stoffe müssten fachgerecht entsorgt werden.

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