Umwelt - Duisburg:Landesumweltamt: Anhaltende Dürre hat NRW fest im Griff

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Ein Schild mit der Aufschrift "LANUV Kompetenz für ein lebenswertes Land" hängt im Eingang des Landesamtes. Foto: Marcel Kusch/dpa (Foto: dpa)

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Duisburg (dpa/lnw) - Nach längerer Dürre-Phase in NRW sind laut Landesumweltamt LANUV mehrere Jahre mit überdurchschnittlichen Regenmengen nötig, um wieder zu einem Normalzustand zu kommen. Das sagte LANUV-Präsident Thomas Delschen am Mittwoch in Duisburg. Die extreme Trockenheit der vergangenen zweieinhalb Jahre werde sich "nicht kurz- oder mittelfristig" ausgleichen lassen. Ob es aber künftig tatsächlich "dauerhaft nasser werde", wie erhofft, sei schwer vorauszusagen. Die Dürre hat zu austrocknenden Gewässern, regional unterschiedlich stark absterbenden Waldbeständen und Ertragseinbußen für Landwirte geführt.

Laut Jahresbericht 2019 liegt die Niederschlagsmenge schon im elften Jahr in Folge unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Eine Klimaexpertin des LANUV betonte, aus klimatologischer Sicht sei der Trend eindeutig - man sei daher für die Zukunft wenig optimistisch, "dass sich die Situation grundsätzlich ändert."

Die Böden sind zu trocken. Für die obersten Bodenschichten bis 25 Zentimeter gilt das fast überall in Nordrhein-Westfalen. Besonders ausgeprägt sind die Defizite in der Schicht bis zu 1,80 Metern - wichtig für die Baumwurzeln. Die Dürre habe NRW fest im Griff, unterstrich Delschen. Eine anhaltend warme und trockene Wetterlage werde die Probleme in diesem Jahr voraussichtlich noch weiter verstärken. Für die Versorgung mit Trinkwasser sehe er aktuell aber keine Schwierigkeiten.

Die Talsperren sind derzeit nach Angaben von LANUV-Hydrologe Roland Funke zu 77 Prozent gefüllt. "Das ist noch nicht kritisch, aber es muss ein Auge drauf geworfen werden." Eine Dürre, die die Land- und Forstwirtschaft treffe, sei schon nach zwei Monaten starker Trockenheit gegeben. Nach vier Monaten mache sich Dürre mit Niedrigständen in Gewässern bemerkbar und nach einem halben Jahr beim Grundwasser. 2018 hätten in NRW 30 Prozent Regen gefehlt, 2019 blieb es bei dem Mangel und 2020 werde sich die Lage trotz des regenreichen Monats Februar wohl verschärfen.

Funke sagte, um das aktuelle Niederschlagsdefizit in NRW auszugleichen, bräuchte man theoretisch so viel Wasser, wie der Strom des Rheins an 45 Tagen in Köln unter der Deutzer Brücke hindurchrauschen lasse. Der Klimawandel bringt dem LANUV zufolge auch Extreme mit sich: Hitzeperioden und Regendefizite einerseits und lokale Starkregen-Phänomene andererseits.

Um allen Akteuren frühestmöglich zentrale Daten rund um die Wassersituation zu geben, informiert das Landesumweltamt auf seiner Seite nun neu in einem Monatsbericht. Darin sind unter anderem auf regionaler und lokaler Ebene Niederschläge, Pegelstände von Gewässern und Talsperren oder Grundwasserreserven aufgeführt. Sehr trocken ist es den Angaben zufolge in Teilen des Münsterlandes, einzelnen Gebieten des Sauerlandes, und auch das waldreiche Bergische Land ist stark betroffen.

Dürre und Wassermangel werden die zentralen Themen der kommenden Jahrzehnte sein, schilderte NRW-Umweltstaatssekretär Heinrich Bottermann (CDU). Man müsse auch an das Thema Flächenversiegelung ran. Mit der starken Bebauung würden Oberflächen versiegelt, der Regen könne nicht in die Böden einsickern. Es sei Aufgabe der Politik, die Menschen auf einige Veränderungen vorzubereiten, sagte Bottermann.

Problematisch ist LANUV-Präsident Delschen zufolge, dass sich kaum neues Grundwasser bilden kann. Nicht nur, weil es zu wenig regnet. Sondern auch, weil die Jahresmittel-Temperaturen steigen, dadurch mehr Wasser verdunstet. Zugleich werde mehr Grundwasser entnommen - etwa zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen. Man müsse sich mit dem Thema Wasser-Management befassen. Sprich: wer nutzt wie stark welche Wasservorräte. Hier gebe es konkurrierende Ansprüche.

Auch Delschen betonte mit Blick auf die Flächenversiegelung, es müssten Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Böden das Regenwasser auch halten können "und es uns nicht davonrauscht". Lösungsstrategien für die veränderten Klimabedingungen seien zu entwickeln - so wie man es etwa auf dem Feld bei Anbau der Nutzpflanzen oder bei Waldkonzepten bereits eingeleitet habe.

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