Umwelt - Büddenstedt:Energie aus Klärschlamm bietet Kohlerevier Perspektiven

Büddenstedt
Das Braunkohlekraftwerk Buschhaus (l) am Tagebau Schöningen. Foto: Holger Hollemann/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Helmstedt (dpa/lni) - Aus dem Abfall Klärschlamm soll in Niedersachsen künftig wertvolle Energie gewonnen werden. Im Kreis Helmstedt wurde dafür am Donnerstag der Grundstein für die erste Verbrennungsanlage des Landes gelegt, wie der Betreiber EEW mitteilte. Ab 2021 will das Unternehmen nach eigenen Angaben in der Lage sein, etwa 20 Prozent des niedersächsischen Klärschlamms thermisch zu behandeln.

In das Projekt investiert das Unternehmen einem Sprecher zufolge rund 45 Millionen Euro. 15 neue Arbeitsplätze sollen zu den bisher etwa 60 bestehenden Stellen am Standort Buschhaus entstehen. In der Helmstedter Firmenzentrale sind demnach weitere 200 Mitarbeiter beschäftigt. Die Anlage trage dem Willen des Gesetzgebers Rechnung, künftig keine belasteten Klärschlämme mehr in der Landwirtschaft einzusetzen, sagte EEW-Geschäftsführer Bernard M. Kemper. Zudem würden Voraussetzungen für das Recycling des begrenzten und lebenswichtigen Rohstoffs Phosphor geschaffen.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) sagte: "Gerade die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel zur Weiterentwicklung des Standortes eröffnen die Chance, weitere Projekte voranzutreiben." Für ihn sei der Standort aufgrund der sehr guten Infrastrukturanbindung sowie dem leistungsfähigen Netzanschluss für Strom und Gas prädestiniert für derartige Zukunftspläne.

Solche Ankündigungen werden vor Ort sicher gern gehört. Denn die vom Kohleausstieg betroffene Region Helmstedt muss einen tiefgreifenden Strukturwandel meistern. In Schöningen wurde der Braunkohletagebau 2016 beendet. Ab demselben Jahr diente das Kraftwerk Buschhaus in der Nähe als bundesweit erste Sicherheitsreserve. 2020 soll dort endgültig Schluss sein. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Kohle-Kommission in Helmstedt noch rund 150 Beschäftige vom Kohleausstieg direkt und weitere 300 indirekt betroffen.

Aus dem Umweltministerium hieß es, dass die thermische Verwertung von Klärschlamm zunehmend an Bedeutung gewinne. Denn unter anderem durch die Erneuerung der Düngemittelverordnung im Jahr 2017 seien gesetzliche Grundlagen geschaffen worden, die eine Verwertung des Klärschlamms als Düngemittel begrenzten.

Zunächst soll mit der neuen Anlage Energie für Strom, Prozessdampf oder Fernwärme gewonnen werden. Aus der Asche der Klärschlammverbrennung kann dann in einem nachgelagerten Verfahren das chemische Element Phosphor zurückgewonnen werden. Schon heute ist die Phosphor-Gewinnung weltweit begrenzt und findet laut niedersächsischem Umweltministerium oft unter schlimmsten Bedingungen statt. Ab 2029 gilt eine Verpflichtung der Rückgewinnung.

Die EEW-Gruppe sorgt nach eigenen Angaben mit rund 1200 Mitarbeitern in mehreren Ländern für die energetische Verwertung von jährlich bis zu fünf Millionen Tonnen Abfall. Vergleichbare Projekte wie aktuell in Helmstedt sind in Stapelfeld nahe Hamburg, im mecklenburgischen Stavenhagen und dem niederländischen Delfzijl geplant.

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