Umstrittener Tierversuch:Schweine in der Schneelawine

Österreichische Notfallmediziner wollen 29 Schweine lebendig im Schnee vergraben, um die Überlebenschancen von Lawinenopfern zu erforschen.

Zur Tragik des Hausschweins gehört es, dass es dem Menschen zumindest in physiologischer Hinsicht ähnlich ist. Das hat zur Folge, dass Chirurgen ihr Handwerk auch an diesen Tieren erlernen, sie als potentielle Organspender gelten und recht häufig in der medizinischen Forschung eingesetzt werden. Laut amtlicher Statistik starben in Deutschland im Jahr 2007 über 16000 der Paarhufer für die Wissenschaft. Dennoch erregt derzeit der nahende Tod von 29 Schweinen die Öffentlichkeit in Österreich. Der Grund der Aufregung ist die Todesart. Alpine Notfallmediziner der Universität Innsbruck wollen die Tiere in den Bergen des Ötztals lebendig im Schnee vergraben, bis diese erstickt oder erfroren sind. So sollen die Überlebenschancen von Lawinenopfern erforscht werden.

Dabei geht es eigentlich ganz nach den Regeln des Tierschutzes zu: Die Schweine werden zuvor artgerecht gehalten, narkotisiert und bemerken nichts von dem, was folgt. "Die Belastung der Versuchstiere ist somit auf ein Minimum beschränkt und weit geringer als bei herkömmlichen Schlachtungsmethoden", vermelden die Forscher. Der Österreichische Tierschutzverein schlägt dennoch vor, die Wissenschaftler mögen sich selber eingraben und die Ergebnisse von Kollegen auswerten lassen. Als "moralisch äußerst bedenklich" kritisiert der Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Steixner die Experimente.Bleibt zu bemerken, dass allein in Deutschland im Jahr 2008 knapp 55 Millionen Schweine für den menschlichen Verzehr geschlachtet wurden.

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