Vogelgrippe:Supervirus-Daten sollen veröffentlicht werden - entschärft

Wissenschaftler haben aus Vogelgrippe-Erregern besonders gefährliche Superviren gemacht. Ob sie ihre Daten veröffentlichen sollten, darum war monatelang gestritten worden. Ein Beratergremium der US-Regierung hat dies nun empfohlen - unter bestimmten Bedingungen.

Katrin Blawat

Zwei umstrittene Studien über mutierte Vogelgrippeviren sollten vollständig veröffentlicht werden - nachdem die Autoren ihre ursprünglichen Manuskripte überarbeitet haben. So empfiehlt es das amerikanische Beratergremium für Biosicherheit, NSABB. Nach der Überarbeitung enthielten die beschriebenen Daten keine Informationen, die einen unmittelbaren Missbrauch zur Gefährdung der öffentlichen Gesundheit ermöglichten, begründet das Gremium seine Entscheidung unter anderem. Worin sich die Versionen der Manuskripte aber genau unterscheiden, weiß bislang nur ein kleiner Kreis von Experten.

Vogelgrippevirus H5N1

Vogelgrippeviren im Elektronenmikroskop (goldfarben). Wissenschaftler haben die Gefährlichkeit der Erreger erhöht. Sollen sie ihre Ergebnisse veröffentlichen?

(Foto: Cynthia Goldsmith/CDC)

Ron Fouchier von der Universität Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka von der University of Wisconsin hatten Vogelgrippeviren im Labor so verändert, dass sie ansteckender und wohl auch gefährlicher für den Menschen sind als üblich. Anfangs sprach zumindest Fouchier davon, dass in seinem Labor hoch ansteckende und tödliche Viren entstanden seien. Dem widersprach er jedoch später selbst wieder.

Ende vergangenen Jahres hatte das NSABB von der Veröffentlichung der ursprünglichen Manuskripte abgeraten. Schließlich könnten die neuen Viren auch als Biowaffen missbraucht werden. Oder durch Schlamperei aus dem Labor entkommen, ergänzten weitere Kritiker. Die Entscheidungen des Gremiums sind nicht bindend. Dennoch hatten die beteiligten Fachmagazine Nature und Science auf den Abdruck der vollständigen Artikel verzichtet - und damit den Groll vieler Forscher auf sich gezogen.

Jedes Detail müsse offengelegt werden, argumentieren zahlreiche Wissenschaftler. Alles andere vertrage sich nicht mit der Freiheit der Forschung. Zudem seien derartige Versuche notwendig, um im Fall einer neuen Pandemie schneller reagieren zu können. Dieser Auffassung schloss sich im Februar auch die WHO an.

Zu der aktuellen Empfehlung des NSABB sagt Hans-Dieter Klenk von der Universität Marburg: "Ich bin froh, dass die Arbeiten jetzt endlich publiziert werden. "Sollten aber zu viele Details entfernt worden sein, sagen die Manuskripte nichts mehr aus."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: