Süddeutsche Zeitung

"Ultima Thule":Der Schneemann am Rande des Sonnensystems

  • Die Raumsonde New Horizons hat erste Bilder von "Ultima Thule" zur Erde gefunkt, einem Objekt am Rande des Sonnensystems.
  • Der Himmelskörper ist rund 31 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Er ist aus zwei kugelförmigen Teilen zusammengesetzt und ähnelt daher optisch einem Schneemann.

Von Christoph von Eichhorn

Die Raumsonde New Horizons hat erste Bilder und Daten des Himmelskörpers "2014 MU69", auch genannt "Ultima Thule", zur Erde gefunkt. Der Vorbeiflug am Rande des Sonnensystems sei erfolgreich verlaufen, teilte die Nasa mit. Es ist das bislang fernste Objekt, das eine Sonde aus der Nähe erkundet hat.

Auf den ersten höher auflösenden Bildern des Vorbeiflugs sieht der 31 Kilometer lange und 16 Kilometer breite Himmelskörper aus wie ein Schneemann, zusammengesetzt aus einer kleineren und einer größeren Kugel. Vermutlich schimmert der Brocken dabei leicht rötlich. In einer Mitteilung nannte die Nasa den Felsen eine "ganz neue Art von Welt".

Am Neujahrstag hatte New Horizons den 6,6 Milliarden Kilometer entfernten Himmelskörper in einem Abstand von 3500 Kilometern passiert und ihn dabei erforscht. Noch nie zuvor war eine Raumsonde zu einem Objekt in dieser Region des Sonnensystems gelangt. "Ultima Thule" bedeutet so etwas wie "letztes Land", so nannte man in der Antike den äußersten Nordrand der Welt. Der Kuipergürtel, in dem die Umlaufbahn von MU69 verläuft, ist so etwas wie die Außengrenze des Sonnensystems. In dieser Zone jenseits des Neptuns hat man bislang rund 2000 kleine Himmelskörper entdeckt, die im Dunklen ihre weitläufigen Bahnen um die Sonne drehen.

Viel mehr ist nicht bekannt über die KBOs, was sich mit Hilfe des Vorbeiflugs an "Ultima Thule" ändern soll. Die Schneemann-Form erzählt laut Nasa bereits einen Teil der Entstehungsgeschichte des Himmelskörpers. Die zwei Kugeln kollidierten wohl vor mehreren Milliarden Jahren sehr langsam miteinander und verschmolzen dabei - die Nasa vergleicht das mit einem Auffahrunfall im Straßenverkehr. Vermutet wird, dass sich größere Objekte wie der Zwergplanet Pluto einst aus kleineren Brocken des Kuipergürtels gebildet haben - eine These, die von der ungewöhnlichen Form "Ultima Thules" unterstützt wird. Anders als Planeten des inneren Sonnensystems wie Mars oder Erde haben sich Objekte im Kuipergürtel wohl seit Milliarden Jahren nicht groß verändert. Daher erhoffen sich Forscher von der Mission Einblicke in die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren.

Die klaviergroße Sonde New Horizons war 2006 gestartet und hatte vor drei Jahren den Zwergplaneten Pluto in fünf Milliarden Kilometer Entfernung passiert. Von diesem ersten Ziel lieferte sie spektakuläre Aufnahmen, die vereiste Stickstoffflüsse, Gebirge und Krater auf Pluto zeigten.

Weil New Horizons mit geringerer Bandbreite als ein Modem sendet, wird es rund 20 Monate dauern, bis alle Daten des jüngsten Vorbeiflugs zur Erde heruntergeladen sind. Währenddessen fliegt die Sonde weiter: Bis mindestens 2021 soll sie nach Plänen der Nasa weitere Objekte im Kuipergürtel erkunden.

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SZ vom 03.01.2019/tiba
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