Süddeutsche Zeitung

Überschwemmungen:Wen die Flut am härtesten trifft

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Wissenschaftler haben untersucht, wie stark verschiedene Küstenmetropolen durch Flutkatastrophen gefährdet sind. Ganz oben auf dem Gefährdungsindex steht Shanghai.

Thomas Wagner-Nagy

Überschwemmungen würden Chinas Finanzmetropole Shanghai besonders hart treffen - härter noch als deutlich ärmere Küstenstädte in Indien oder auf den Philippinen.

Ein internationales Team um Stefania Balica vom Unesco-Institut für Wasser-Ausbildung in Delft hat einen neuen Flutanfälligkeitsindex für Küstenstädte erstellt, der erstmals auch sozio-ökonomische Faktoren neben der bloßen geografischen Lage berücksichtigt. Er verbindet 19 Indikatoren aus den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Soziales und Politik, darunter Sturmhäufigkeit, Schutzmaßnahmen, Bevölkerungsstruktur sowie die erwartete Wiederaufbauzeit im betroffenen Gebiet.

Die Forscher untersuchten neun Küstenmetropolen aus verschiedenen Teilen der Welt. Schon bei rein geografischer Betrachtung ist die chinesische Megastadt am stärksten gefährdet: Sie liegt im Mündungsdelta des Jangtsekiang-Flusses und wird daher von vielen Gewässern mit hoher Abflussrate durchquert. Ein weiterer Hauptgrund ist die langgezogene Küstenlinie, schreiben die Forscher im Fachmagazin Natural Hazards (online).

Während Shanghai auf der ökonomischen Ebene noch im Mittelfeld vor Manila, Kalkutta und Bangladeschs Hauptstadt Dhaka liegt, weil es die Flutschäden relativ schnell wirtschaftlich bewältigen könnte, schneidet Chinas Wirtschaftszentrum im sozialen Bereich am schlechtesten ab. Viele der knapp 25 Millionen Einwohner leben in flutanfälligen Küstengebieten. Zudem stehen angesichts der hohen Bevölkerungsdichte nicht ausreichend Notunterkünfte für den Ernstfall zur Verfügung. Deutlich besser sind hier Buenos Aires und Osaka aufgestellt.

Alle Faktoren verrechnet ergeben für Shanghai den höchsten Anfälligkeitswert, gefolgt von Dhaka, das regelmäßig mit tropischen Zyklonen zu kämpfen hat. Den dritten Platz teilen sich Manila und Kalkutta. Im Mittelfeld liegen Buenos Aires und Casablanca. Gut könnten dem Index zufolge Marseille und Rotterdam sowie das am besten gewappnete Osaka mit den Folgen einer Flutkatastrophe fertig werden.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2012
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