Süddeutsche Zeitung

Hyperschall-Jet stürzt in den Pazifik:Ein Testflug von wenigen Sekunden

7000 Kilometer pro Stunde sollte die Maschine fliegen. Doch wie in der Vergangenheit misslang auch dieser Testflug. Jetzt ist fraglich, wie es mit dem millionenschweren Programm weiter geht. Ein letzter Versuch wäre noch möglich.

In einer Stunde von London nach New York. Diese fantastisch kurze Reise wäre möglich, wenn der Hyperschall-Flieger tatsächlich Realität werden würde. Er würde dann mit sechsfacher Schallgeschwindigkeit, also etwa 7000 Kilometer pro Stunde, über den Atlantik düsen - und bräuchte nur eine Stunde für diese Distanz. Noch ist diese Reise jedoch pure Illusion.

Es wäre schon ein großer Erfolg gewesen, wenn der Hyperschall-Jet, der am Dienstag von der US-Luftwaffe getestet wurde, fünf Minuten in der Luft geblieben wäre. Dies war der Plan, doch daraus wurde nichts: Der von der Air Force und dem Flugzeughersteller Boeing entwickelte Demonstrationsflugzeug X-51A Waverider (Wellenreiter) schaffte es keine Minute lang.

Zunächst war bei dem Testflug alles nach Plan gelaufen: Ein B-52-Bomber hatte den Waverider vom kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Edwards aus über den Pazifik transportiert. Der Jet löste sich auch wie geplant von dem Bomber. Doch nur 15 Sekunden später sei ein Problem mit einem seiner Kontrollruder festgestellt worden, teilte die US-Luftwaffe mit. Als sich der "Wellenreiter" etwa 15 Sekunden später vom Raketenantrieb getrennt habe, sei er außer Kontrolle geraten. Die "Scramjet"-Technik, die dem raketenähnlichen Fluggerät die enorme Fähigkeit zur Beschleunigung gibt, kam demnach erst gar nicht zum Tragen. Diese Technik arbeitet mit einem Strahltriebwerk, das den Sauerstoff zur Verbrennung aus der dünnen Luft entnimmt.

"Alle unsere Daten zeigten, dass wir die richtigen Bedingungen für die Zündung des Triebwerks geschaffen hatten", bedauerte Air-Force-Sprecher Charlie Brink das Scheitern des Tests. "Wir waren guter Hoffnung, unsere Testziele zu erreichen." Was genau nicht richtig funktioniert hatte, muss noch geprüft werden.

Das Fluggerät stürzte nordwestlich von Los Angeles in den Pazifik. Dieses Schicksal hätte es auch gehabt, wenn der Testflug gelungen wäre. Ein nochmaliger Flug derselben Maschine war nicht geplant.

Ob überhaupt noch einmal eine Maschine dieses Typs in die Luft steigen wird, ist derzeit fraglich. Insgesamt wurden vier derartige Jets gebaut: Der erste blieb mehr als drei Minuten in der Luft, erreichte dabei die fünffache Schallgeschwindigkeit und wurde von der Luftwaffe als Erfolg gewertet. Der zweite Test war völlig gescheitert. Das dritte Demonstrationsflugzeug stürzte am Dienstag ab. Jetzt hat das Militär nur noch einen einzigen "Wellenreiter" übrig - und muss entscheiden, ob und wann seine finanziellen Mittel einen weiteren Test erlauben. Nach Angaben der Los Angeles Times kostete das Waverider-Programm bislang 140 Millionen Dollar.

Sollte die Technik eines Tages beherrschbar sein, könnten blitzschnelle Militärschläge oder Aufklärungseinsätze über große Entfernungen hinweg möglich sein. Eine Beförderung von Passagieren ist derzeit allerdings keine Option.

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