Überfischung der Meere:Schwämme greifen Korallenriffe an

Überfischung der Meere: Eine Steinkoralle unter Schwamm-Attacke von oben.

Eine Steinkoralle unter Schwamm-Attacke von oben.

(Foto: Joseph Pawlik, UNCW)

Die Überfischung der Ozeane ist nicht nur für Flossentiere ein Problem. An Riffen leiden auch Korallen. Sie bekommen Konkurrenz - von gewebelosen Tieren, die sie überwuchern.

Von Marlene Weiss

Lebensbeziehungen zwischen Schwämmen und Korallen sind üblich, aber nicht ganz konfliktfrei. Wenn an tropischen Riffen zu viel gefischt wird, nehmen die Schwämme rasch überhand - und töten die Korallen.

An überfischten Riffen in der Karibik haben Forscher um Joseph Pawlik von der University of North Carolina Wilmington nun mehr als dreimal so viele komplett von Schwämmen überwachsene Korallen gefunden als in gesunden Stöcken. Wo Fische noch vorhanden, aber selten sind, wächst demnach schon jede vierte Koralle in nächster Nähe eines Schwamms. In intakten Riffen ist es nur jede achte, wie das Team im Fachmagazin PeerJ berichtet (online).

Für die sensiblen Korallen ist das gefährlich. Zwar können Schwämme mit ihrer Verdauung eine wichtige Rolle im Nährstoffkreislauf des Riffs spielen. Gleichzeitig konkurrieren sie jedoch mit den Korallen um Lebensraum. Viele schnell wachsende Schwämme werden von hungrigen Kaiser- oder Papageifischen in Schach gehalten.

"Weiteres Argument für neue Schutzgebiete"

Fehlen die Fische, rücken die gewebelosen Tiere den Korallen zu Leibe: Sie nehmen ihnen das Licht weg, behindern den Wasser- und Gasaustausch, außerdem sondern sie über ihren Schleim Stoffe ab, die für Korallen giftig sind. Ist eine Koralle erst tot, überwachsen die Schwämme ihr Skelett. Für die Studie haben die Forscher das Ausmaß dieser Prozesse an 25 stark befischten Riffen mit dem an 44 weitgehend ungenutzten verglichen.

Mehrere Studien hatten zuletzt gezeigt, wie wichtig intakte Fischbestände für die unter anderem vom Klimawandel stark bedrohten Korallenriffe sind. Die Wissenschaftler bezeichnen ihre aktuellen Ergebnisse als ein weiteres Argument für neue Schutzgebiete.

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