Tropische Beere:Farbig - aber ohne Pigmente

Die Frucht der Urwaldpflanze Pollia condensata hat nicht nur eine einzigartig intensive Färbung. Diese kommt auch noch auf ungewöhnliche Weise zustande. Den Beeren fehlen nämlich die Pigmente, die sonst für Farbe zuständig sind.

Kaum ein anderes Naturmaterial hat so eine intensive Färbung wie die Frucht der tropischen Pflanze Pollia condensata. Sie glänzt blau, grünlich und ein bisschen violett. Das Gewächs ist im afrikanischen Regenwald heimisch, unter anderem in Äthiopien und Angola.

Tropische Beere hat das schillerndste Blau der Natur

Die Blaufärbung der afrikanischen Tropenpflanze Pollia condensata ist einzigartig, wird jedoch nicht durch Farbpigmente verursacht.

(Foto: dapd)

Ein Team um Silvia Vignolini von der britischen Universität Cambridge berichtet nun jedoch im Fachmagazin PNAS (online), die Pflanze habe keine blauen Farbpigmente. Ursache dieses Farbenspiels seien keine Farbstoffe, sondern winzige, in mehreren Schichten angeordnete Zellulosefasern in der Zellwand der Beeren. Sie brechen und reflektieren das Licht auf spezielle Weise und erzeugen so den Farbeindruck.

"Der starke Glanz der Frucht wird von der glatten, transparenten Haut produziert", schreiben die Forscher. "Die Pollia-Beeren haben die stärkste Reflektivität, die man jemals bei einem biologischen Organismus gefunden hat." Es sei einzigartig in der Natur, dass die reflektierte Farbe von Zelle zu Zelle unterschiedlich sei.

Bisher seien solche durch physikalische Strukturen erzeugten Farben von zahlreichen Tieren bekannt, darunter Schmetterlinge und Käfer. Bei Pflanzen und speziell bei Früchten habe man aber bisher nur wenige Beispiele dafür untersucht.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Färbung Tiere anlocken soll, damit diese die Früchte fressen und so die Samen verteilen. Möglich sei aber auch, dass Vögel oder andere Tiere sich von dem besonderen Glanz angezogen fühlen und mit den Früchten ihr Zuhause schmücken.

"Außerdem behalten die Beeren ihre Farbe und bleiben damit für Vögel auch dann noch attraktiv, wenn sie abgefallen sind oder die Pflanze längst vertrocknet ist", erklären die Forscher. Im Botanischen Garten von Kew in England bewahre man beispielsweise Pollia-Beeren auf, die bereits 1974 in Ghana gesammelt wurden. Obwohl längst trocken, hätten diese Früchte ihren blauen Glanz unverändert behalten.

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