Artenschutz:Deutschland sollte die Einfuhr von Jagdtrophäen verbieten

Artenschutz: Trügerische Idylle: Die zwei letzten Nördlichen Breitmaulnashörner der Welt werden in einem Reservat in Kenia rund um die Uhr bewacht.

Trügerische Idylle: Die zwei letzten Nördlichen Breitmaulnashörner der Welt werden in einem Reservat in Kenia rund um die Uhr bewacht.

(Foto: dpa/dpa)

Löwen, Nashörner, Eisbären: Die Jagd auf bedrohte Tiere ist in Zeiten des Artensterbens durch nichts zu rechtfertigen.

Kommentar von Tina Baier

Was der Reiz daran ist, in ein anderes Land zu reisen, dort vom Aussterben bedrohte Tiere zu töten und sich ihre Überreste dann ins Wohnzimmer zu hängen, ist für die meisten Menschen kaum nachvollziehbar. Doch das Geschäft mit der Trophäenjagd blüht - und die Deutschen sind ganz vorne mit dabei. Sogar im Corona-Jahr 2020, in dem es viele Reisebeschränkungen gab, wurden 543 Trophäen geschützter Tiere ganz legal nach Deutschland eingeführt und offiziell registriert - darunter die von 113 Affen, 40 Giraffen, 15 Braunbären, 14 Löwen, elf Leoparden, acht Elefanten, drei Breitmaulnashörnern, drei Geparden und einem Eisbär.

Es ist absurd, wenn Jäger mitten im größten Artensterben bedrohte Tiere töten

Es ist absurd, dass das mitten im größten Artensterben seit dem Exodus der Dinosaurier vor etwa 66 Millionen Jahren überhaupt möglich ist. Deutschland sollte sich ein Beispiel an Großbritannien nehmen, das die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter Arten künftig verbieten will. Das Gesetz soll im kommenden Frühjahr vom britischen Parlament beschlossen werden und für etwa 7000 Tierarten gelten. Dass die britische Regierung in ihrer Begründung einen Bezug zum Artensterben herstellt, ist wohltuend. Damit wird offiziell anerkannt, dass es ein Unding ist, vom Aussterben bedrohte Tiere ohne Not zu erlegen und dadurch noch weiter zu dezimieren.

Wobei "erlegen" ein viel zu neutrales Wort ist für das, was zum Teil während der Trophäenjagd vor sich geht: Tiere werden mit Pfeil und Bogen getötet, mit Hunden gehetzt oder in sogenannten Jagdgattern abgeschossen, in denen sie nicht die geringste Chance haben, zu entkommen. Das ist grausam und unethisch.

Aber es geht auch noch um etwas ganz Grundsätzliches: Die längst überfällige Abkehr von einer anthropozentrischen Sichtweise, wonach der Mensch über allen anderen Lebewesen steht und deshalb das Recht hat, mit ihnen und dem ganzen Planeten zu tun und zu lassen, was er will.

Es ist dieser Herrschaftsanspruch der Spezies Homo sapiens über die Natur, der die aktuelle Biodiversitätskrise mit ausgelöst hat. Der Mensch dringt in jede Nische vor, verbreitet überall seine giftigen Hinterlassenschaften wie Plastik oder Pestizide und lässt anderen Lebewesen schlicht keinen Platz, an dem sie unbehelligt leben und ihren Nachwuchs großziehen können. Nichts zeigt diese Haltung unverblümter als die gruseligen Fotos, auf denen deutsche Großwildjäger und immer öfter auch Jägerinnen mit ihren Opfern vor der Kamera posieren.

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