Tierwelt:100 Flusspferde durch Milzbrand getötet

Tierwelt: Etwa 1300 Flusspferde lebten vor dem Milzbrand-Ausbruch in Namibia.

Etwa 1300 Flusspferde lebten vor dem Milzbrand-Ausbruch in Namibia.

(Foto: Anita Ritenour / CC by 2.0)
  • Die Behörden in Namibia haben in der vergangenen Woche zahlreiche Kadaver im Okavango entdeckt.
  • Der Milzbranderreger tötet in Afrika und Asien immer wieder größere Tierbestände.
  • Für die Menschen der Region besteht keine Gefahr, solange sie die Kadaver nicht direkt berühren.

Von Jonathan Ponstingl

Binnen einer Woche sind rund 100 Flusspferde in Namibia verendet, die Bilder zeigen Dutzende Kadaver in und am Fluss Okavango. Seitlich liegen die leblosen Körper im Schlamm, mit dem Kopf unter Wasser oder auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt. Laut dem namibischen Umweltminister Pohamba Shifeta sind die Experten noch dabei, die genauen Umstände zu klären. Die Behörden fürchten allerdings Milzbrand als Todesursache.

Die genaue Zahl der befallenen Tiere steht nicht fest, da Krokodile womöglich zahlreiche Kadaver bereits gefressen haben. Eine Milzbrand-Übertragung von Flusspferd zu Krokodil ist zwar möglich, die Krokodile gelten allerdings als so resistent, dass sie der Milzbranderreger nicht tötet. Gefunden wurden die toten "Hippos" im Bwabwata-Nationalpark, einer abgelegenen aber beliebten Touristenattraktion im äußersten Nordosten des Landes. Der schmale Landstreifen ist eingeklemmt zwischen Sambia und Botswana. Bereits vor zwölf Jahren suchte Milzbrand etwa 200 Flusspferde in Uganda heim.

Menschen sollen sich von den Kadavern fernhalten

Fabian Leendertz, Epidemiologie am Robert-Koch-Institut (RKI), relativiert den aktuellen Ausbruch deshalb. Ein solches Sterben vieler Tiere ereigne sich immer wieder. Notiz nimmt die Öffentlichkeit davon in der Regel, wenn es in sensiblen Gebieten geschieht, wie etwa in einem touristisch relevanten Nationalpark.

Für Besucher besteht keine Gefahr. Ein Ansteckungspotenzial ist insbesondere dann vorhanden, wenn die Menschen das kontaminierte Fleisch direkt berühren. Ein solcher Hautmilzbrand lässt sich mit Antibiotika recht gut behandeln. Gefährlich wird es, wenn Einheimische das Fleisch essen, was in den ländlichen Regionen Afrikas durchaus vorkommt. Daher warnten die Behörden die Bevölkerung davor, die toten Tiere zu berühren.

Wie die Flusspferde sich angesteckt haben, ist noch unklar. Eigentlich ernähren sie sich von Pflanzen. "Unter bestimmten Umständen, wie etwa einer Trockenperiode, sind Flusspferde allerdings auch Aasfresser", sagt Leendertz. Ist das Fleisch kontaminiert, stecken sich die Tiere an. Durch den aktuell niedrigen Wasserstand im Okavango und die geringe Fließgeschwindigkeit waren die Bedingungen für den Milzbranderreger zudem optimal.

Vor diesem Massensterben gab es in Namibia etwa 1 300 Flusspferde. Der Direktor des Nationalparks, Apollinaris Kannyinga, sagte der Zeitung The Namibian, normalerweise erhole sich der Bestand nach solch einem Vorfall wieder. Die Zahl der toten Flusspferde sei zwar groß, aber nicht völlig ungewöhnlich.

Die Flusspferdpopulation sinkt weiter

Milzbrand (Anthrax) ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die sich über Sporen verbreitet. In Asien und Afrika befällt er Wildtiere und Nutzvieh. Der Erreger bildet im Körper Toxine aus, häufig endet die Erkrankung tödlich. Insbesondere in stehenden Gewässern und Überschwemmungsgebieten verbreitet sich Milzbrand.

Flusspferde (Hippopotamus amphibius), können mehrere Tonnen wiegen und bis zu vier Meter lang werden. Da Europäer sie erstmals im Nil sichteten, nennt man sie in Deutschland auch Nilpferde. Die Säugetiere sind Pflanzenfresser, von ihrem friedlichen Äußeren sollte man sich dennoch nicht täuschen lassen. Um die 100 Menschen sterben pro Jahr durch Angriffe von Flusspferden in Afrika, doppelt so viel wie durch Löwenangriffe. "Hippos" sind mit bis zu 30 Stundenkilometern deutlich schneller als es den Anschein hat, sie verteidigen ihr Revier aktiv. 125 000 bis 150 000 Tiere Flusspferde leben derzeit in Afrika, der Bestand nimmt kontinuierlich ab.

Mit Material von AFP

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: