Süddeutsche Zeitung

Tierverhalten:Gutes Miau, böses Miau

Forscher haben untersucht, ob Katzenbabys ihre Mutter an der Stimme erkennen.

Von Felix Hütten

Spaß bei der Arbeit haben oft die Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen. In der Wissenschaft ist das nicht anders: Wer Forscher wird, forscht meist gerne in jenem Bereich, der ihn besonders interessiert.

Péter Szenczi von der Universität Tlaxcala in Mexiko betreibt Katzenbabyforschung. Der Biologe hat untersucht, ob Katzenbabys das Miauen ihrer Mutter von dem einer fremden Katze unterscheiden können. Die Fragestellung der Studie, erschienen im Fachblatt Developmental Psychobiology, mag banal klingen, ist sie aus Sicht der Katzenbabyforschung aber nicht.

Bislang ist man davon ausgegangen, dass Jungtiere vor allem dann auf individuelle Reize der Eltern fixiert sind, wenn Gefahr durch andere Tiere in einer Herde droht. Sucht ein Jungtier beispielsweise bei einer fremden Mutter nach Milch, könnte das gefährlich werden. Katzen aber leben als Einzelgänger, andere Katzenmütter sind selten zugegen. Eigentlich müssten junge Katzen also blindlings jedes Miauen als Ruf ihrer Mutter interpretieren.

Katzenbabys müssen frühzeitig entscheiden: Freund oder Feind

In der Studie untersuchten die Forscher 29 Katzenbabys von drei verschiedenen Müttern. Mit Spezialmikrofonen erstellten sie Tonaufnahmen der Muttertiere und spielten sie anschließend dem Nachwuchs vor.

Tatsächlich können die Jungtiere die Laute der Mutter von denen fremder Tieren unterscheiden. In den Versuchen reagierten die Katzenbabys mit Geräuschen, wenn sie das Miauen der Mutter hörten. Die Eigenschaft, die Mutter von einem fremden Tier unterscheiden zu können, ist besonders dann wichtig, wenn sich eine Katze dem Unterschlupf nähert. Katzenbabys müssen frühzeitig entscheiden, ob es die Mutter ist - oder ein Angreifer.

Für Menschen mag das Katzenmiauen immer gleich klingen - für die jungen Tiere hingegen scheinen die unterschiedlichen Klänge überlebenswichtig zu sein. Würden die jungen Katzen jedem erdenklichen Miau hinterherlaufen, hätten Feinde leichtes Spiel. Die Katzenmama muss sich auf ihre Kleinen verlassen können, während sie auf Streifzug durch die Nachbarschaft ist.

Péter Szenczi und seine Kollegen wollen jetzt weitere Studien zur Mutter-Kind-Erkennung bei Hauskatzen durchführen.

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