Süddeutsche Zeitung

Tierschutz:Rebellen streichen Gorillas vom Speiseplan

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Seine Kämpfer würden die Menschenaffen im Virunga-Nationalpark im Kongo in Zukunft verschonen, erklärte Rebellenchef Nkunda nach einer Menge schlechter Presse.

Moritz Koch

Die Berggorillas gaben ein leichtes Ziel ab für die hungrigen Rebellen, die Anfang Dezember in den Virunga Nationalpark im östlichen Kongo einmarschiert waren.

Wildhüter, die sich im Januar unter dem Schutz von UN-Soldaten in das Rebellengebiet vorwagten, fanden die Überreste der geschlachteten Silberrücken und dokumentierten die Tötung der bedrohten Tiere.

Im Internet verbreiteten sich die Bilder mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Nachrichtenagenturen wurden auf das Geschehen aufmerksam und verschickten die Meldung aus dem Dschungel in die ganze Welt.

Vergangene Woche wurde die Aufmerksamkeit für Rebellenchef Laurent Nkunda offenbar zu groß. Seine Soldaten würden künftig keine Gorillas mehr jagen, versicherte er nach Verhandlungen mit einem Projektleiter der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und UN-Repräsentanten.

,,Das Einlenken der Rebellen ist von großer Bedeutung für das Überleben der Berggorillas und ein Lehrstück, wie sich moderne Medien für den Artenschutz nutzen lassen'', sagt Christof Schenck, Geschäftsführer der ZGF. ,,Ohne die Fotos der toten Tiere wäre der Protest nie in Gang gekommen.''

Berggorillas sind stark von Aussterben bedroht. Ihre Population wird auf nur 700 Tiere geschätzt. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt im Virunga Park. ,,Bei einer so kleinen Population kommt es auf jedes Tier an'', sagt Schenk.

Die Wildhüter, die die Berggorillas schützen sollen, seien machtlos gegen die Rebellen, klagt er. Bei Gefechten seien innerhalb der vergangenen zehn Jahre fast 100 Ranger erschossen worden. Mit EU-Geld und Spenden aus den USA versucht die ZGF, Ausbildung und Ausstattung der Wildhüter zu verbessern.

Schenck sieht darin eine wichtige Investition für die Zukunft des Kongo: ,,Aus zwei Gründen: zum einen sind die Wildhüter die einzigen Repräsentanten staatlicher Souveränität; zum anderen könnte der Gorilla-Tourismus in Zukunft zur wichtigsten Einnahmequelle der Region werden.''

Solange bewaffnete Banden durch die Wälder streifen, ist daran aber nicht zu denken. Und auch das Überleben des Berggorillas ist keinesfalls gesichert - trotz der Versprechen des Rebellenchefs. Der Lebensraum der Berggorillas schrumpft, weil Siedler mit ihren Feldern immer näher an die hügeligen Wälder des Virunga Parks heranrücken.

Erhebliche Gefahr droht den Affen auch durch das Ebola-Virus, das unter den westafrikanischen Flachland-Gorillas grassiert. ,,Menschen könnten den Erreger in den Virunga Park bringen'', befürchtet Schenck. ,,Das wäre eine Katastrophe für die Berggorillas - und die gesamte Region.''

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Quelle:
SZ vom 31.1.2007
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