Tierschützer werfen dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) vor, sich an Experimenten zu beteiligen, die Wale und Robben schädigen könnten.
Hintergrund der Vorwürfe ist eine Zusammenarbeit des AWI mit russischen Forschern. Diese wollen in den kommenden Wochen die Struktur des Meeresbodens in der antarktischen Prydz-Bucht vermessen, indem sie von einem Schiff aus sogenannte Airguns abfeuern. Das sind Unterwasser-Schallkanonen, deren Echos Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Grundes und womöglich Öl- und Gasvorkommen zulassen.
Der Schall könnte das Gehör von Meeressäugern schädigen, argumentieren Artenschützer des WWF und der Whale and Dolphin Conservation Society WDCS.
Seitens des AWI nehmen zwei Forscher an der russischen Expedition teil. Die deutschen Fachleute bringen dabei lediglich Messgeräte mit an Bord, um die Echos der Airguns zu ermitteln. Aber auch wenn das AWI nur passive Messgeräte zur Verfügung stellt, sei das Verhalten des Instituts "skandalös", sagt Karsten Brensing von der WDCS.
Die Artenschützer behaupten, bei den Messungen kämen sogenannte großvolumige Airguns zum Einsatz, die besonders viel Krach machen. Das AWI hingegen bestreitet, dass die russischen Kollegen derartige Geräte einsetzen würden.
Auch diene die Forschung des AWI definitiv nicht der Erkundung von Rohstofflagern. "Das ist mit unseren Messungen gar nicht möglich", sagt Wilfried Jokat, Leiter der Sektion Geophysik an dem Bremerhavener Institut. Über die Intention der russischen Kollegen könne er aber nichts sagen.
WWF und WDCS werfen dem AWI außerdem vor, das Umweltbundesamt "ausgetrickst" zu haben. Das Institut lasse die Untersuchungen von dem russischen Partner durchführen, "nachdem das Umweltbundesamt als zuständige Behörde die Genehmigung verweigert hatte".
AWI-Mitarbeiter Jokat erwidert: "Als Gast auf einem russischen Forschungsschiff unterliegen wir russischen Bestimmungen." Nur falls deutsche Forscher die Expedition leiten, müsse das UBA dies genehmigen. Es sei zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen, die Prydz-Bucht unter deutscher Leitung zu erkunden.
WDCS-Biologe Brensing sagt, das AWI handele vermutlich legal, komme aber seiner Verantwortung als herausragendem deutschen Meeresforschungsinstitut nicht nach.