Tierische Intelligenz:Lernen von Wölfen

Baden-Württemberg ist gerüstet für den Wolf

Wölfe sind Rudeltiere und müssen daher mehr auf Artgenossen achten als Hunde

(Foto: dpa)

Wölfe sind bessere Schüler als Hunde: Die Wölfe sind kooperativer als ihre zahmen Nachfahren und stellen sich in Experimenten geschickter an. Verliert der Hund beim Mensch seine Gaben?

Der Hund ist der beste Freund des Menschen, und der älteste: Vermutlich schon vor mehr als 30 000 Jahren zähmten Steinzeitmenschen Wölfe und gingen mit ihnen zusammen auf die Jagd. Nach so langer Zeit sollte doch auch etwas von der Intelligenz des Menschen auf den Hund abgefärbt haben, sollte man meinen. Durch das enge Zusammenleben der Tiere mit den Menschen könnten sie ihre Ahnen auch geistig überholt haben.

Nach einer neuen Studie ist diese Ansicht zumindest in einigen Teilen falsch. Demnach sind Wölfe weit besser in der Lage, von ihren Artgenossen zu lernen als Hunde, berichten Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachmagazin Plos One (online).

Für ein Experiment trainierten sie zwei Mischlingshunde, mit ihrer Pfote eine Box zu öffnen, in der Futter versteckt war. Anschließend ließen sie der Reihe nach Wölfe und andere Hunde dabei zuschauen, wie die Lehrer-Hunde an das Futter gelangten.

Hunde haben Kooperation verlernt

Der Test fiel eindeutig zugunsten der Wölfe aus: Jeder der 14 Wölfe schaffte es, den Schließmechanismus zu überwinden, noch dazu mit exakt der zuvor beobachteten Pfotenbewegung. Im Gegensatz dazu schafften nur vier der 15 getesteten Hunde den Test, und das teils zufällig mit den Zähnen. Alle Wölfe und Hunde waren rund sechs Monate alt und wuchsen in ähnlicher Umgebung auf. Um zu testen, ob die Wölfe womöglich einfach schneller in ihrer kognitiven Entwicklung sind, wiederholten die Forscher das Experiment mit den Hunden einige Monate später, mit dem gleichen Ergebnis.

Wölfe seien in freier Wildbahn stark auf enge Zusammenarbeit angewiesen. "Sie müssen im Rudel zusammenarbeiten, wenn sie ihre Territorien verteidigen oder große Beutetiere jagen" , schreiben die Forscher zur Erklärung. Daher habe die Evolution solche Tiere begünstigt, die "aufmerksam die Handlungen ihrer Artgenossen verfolgen". Hunde in Gefangenschaft seien auf diese Beobachtungsgabe nicht mehr so stark angewiesen. "Das hat die kognitiven Fähigkeiten, mit Artgenossen zu interagieren, wohl verwässert", schreiben die Veterinärmediziner.

Stattdessen sei die Beobachtung der Artgenossen wohl durch etwas Neues abgelöst worden: die Fähigkeit, den Menschen als Partner zu akzeptieren und zu verstehen.

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