Erderwärmung:Weltklimarat drängt auf sofortiges Handeln

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Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffe arbeiten, stoßen große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus. (Foto: Oliver Berg/dpa)
  • Der Weltklimarat warnt in seinem Abschlussbericht, der Ausstoß von Kohlendioxid müsse drastisch reduziert werden, um eine weitere Erderwärmung von bis zu vier Grad zu verhindern.
  • Nur so könnten extreme Wetterphänomene wie Überschwemmungen, Hitzeperioden und Stürme verhindert werden.
  • Seit 1950 hat die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane kontinuerlich zugenommen; Eismassen und Gletscher sind geschmolzen. Der Meeresspiegel ist angestiegen.

Noch kann gegengesteuert werden

Der Weltklimarat IPCC hat in seinem Abschlussbericht zum sofortigen Handeln aufgerufen, um eine tiefgreifende und irreversible Veränderung des Erdklimas zu verhindern. Der menschliche Einfluss auf das Klima nehme weiter zu, die Auswirkungen könne man in allen Erdteilen der Welt beobachten.

Es bleibe nur noch wenig Zeit, um eine Erwärmung über zwei Grad Celsius zu verhindern, erklärte der IPCC-Vorsitzende und indische Ingenieur Rajendra Pachauri bei der Vorstellung des sogenannten Syntheseberichts in Kopenhagen. Dieser fasst die Ergebnisse der drei vorherigen Teilberichte, die von September 2013 bis zum April dieses Jahres nach und nach vorgestellt wurden, nun noch einmal zusammen.

Notwendig sei demnach die Reduzierung des Ausstoßes der Treibhausgase um 40 bis 70 Prozent zwischen 2010 und 2050 und auf mindestens Null bis 2100. Dafür müsse von fossilen Energiequellen wie Öl, Gas und Kohle auf Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Wasser umgestellt und der Energieverbrauch deutlich reduziert werden. Sollte der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid nicht drastisch reduziert werden, drohe eine weitere Erwärmung um bis zu vier Grad und damit die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Stürme, Hitzeperioden und Überschwemmungen.

Seit 1950 wurde laut dem IPCC eine kontinuierliche Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane registriert, während die Eismassen und Gletscher zurückgingen. Zugleich wurde ein Anstieg des Meeresspiegels und eine zunehmende Versäuerung der Ozeane gemessen. Der Zeitraum von 1983 bis 2012 war wahrscheinlich die wärmste 30-Jahres-Periode der vergangenen 1400 Jahre. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre sei auf dem höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren, warnte der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Die Kosten steigen

Es sei zudem ein unbelegter "Mythos", dass der Kampf gegen den Klimawandel teuer sei. Nach den Berechnungen des IPCC wäre das globale Wachstum durch die Kosten zur Reduzierung der CO2-Emissionen nicht "stark betroffen". Selbst "ehrgeizige" Maßnahmen würden demnach jährlich nur 0,06 Prozentpunkte des weltweiten Konsums kosten. Sollte dagegen nicht rasch etwas unternommen werden, würden die Kosten später weitaus stärker ansteigen, warnte der Weltklimarat in seinem Abschlussbericht.

Die Berichte des IPCC, die von mehr als 800 Experten aus aller Welt auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien erstellt wurden, sollen den Regierungen als Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Klimawandels dienen.

Doch Experten sehen die Wirkung sehen des jüngsten Abschlussappells kritisch: "Die Botschaft ist nicht mehr so furchtbar aufregend", sagt Klimaforscher Hans von Storch, Leiter des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum. "Da verlangt man von der Klimaforschung auch zu viel. Sie kann ja nicht immer neues Öl ins Feuer gießen." Dass der Mensch mit der Emission von Treibhausgasen das Klima verändert - darüber seien sich die Forscher schließlich inzwischen weitgehend einig.

Bundesregierung nennt Bericht "alarmierend"

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nannte den Bericht "alarmierend und ermutigend zugleich". Alarmierend seien die dramatischen Folgen des Klimawandels, an dessen Ursachen es keinen ernsthaften Zweifel mehr gebe. "Ermutigend ist dagegen: Wir kennen die Werkzeuge, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen", sagte Hendricks. Es müsse alles daran gesetzt werden, 2015 in Paris ein ambitioniertes Klimaabkommen zu verabschieden.

US-Außenminister John Kerry warnte davor, die Erkenntnisse in dem Bericht zu ignorieren oder zu bestreiten. "Je länger wir in einer Debatte über Ideologie und Politik feststecken, umso mehr werden die Kosten der Tatenlosigkeit steigen und steigen."

Dänemark will bis 2025 auf Kohle verzichten

Der neue Bericht hat den Kampf gegen den Klimawandel aber trotzdem vorangebracht, meint Stephan Singer von der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund For Nature). Er habe nicht nur "Klimaskeptiker in die Schranken gewiesen", sondern für die Eisschmelze in der Arktis belegt: "Der Klimawandel passiert schneller und deutlicher als gedacht." Darüber wie der Wandel gebremst werden soll, muss sich bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris nun die Politik einig werden.

Dänemark will als Antwort auf den aktuellen Weltklimabericht schon in gut zehn Jahren auf Kohle als Brennstoff verzichten. "Dieser Report hat mich überzeugt, dass wir fossile Brennstoffe früher als gedacht auslaufen lassen müssen", sagte der dänische Klimaminister Rasmus Helveg Petersen. "In Dänemark haben wir gelernt, dass die Energiewende das Wirtschaftswachstum nicht begrenzen muss. Unser Bruttoinlandsprodukt ist gestiegen, während unsere CO2-Emissionen gesunken sind."

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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