Technik:Wann sich die Miete von Geräten lohnt

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Köln (dpa/tmn) - Soll es das neue iPhone sein oder die PS4 Pro? Auf dem Konto ist aber gerade nicht genug Geld? Dienstleister wie Grover oder Otto Now und mit ihnen kooperierende Händler wollen da ins Spiel kommen und bieten solche Geräte zur Miete statt zum Kauf an.

Ihr Versprechen dabei: stets die neueste Technik, mehr Nachhaltigkeit, Kostenübernahme bei Schäden sowie kostenloser Rückversand. Aber für wen lohnt sich so ein Mietmodell und wer lässt lieber die Finger davon?

Bequem, schnell und einfach

Das Konzept "Leihen statt Kaufen" sei vor dem Hintergrund neuer Zielgruppen entstanden, für die Besitz kein Statussymbol mehr darstelle, erklärt Eva Stüber vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln. "Es bedient Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Einfachheit und entspricht ganz dem Zeitgeist." Spotify oder Netflix hätten gezeigt, dass das Prinzip, allein für die Nutzung zu zahlen, funktioniere.

Dass Handelsketten wie etwa Mediamarkt, Saturn oder Gravis, die eigentlich ausschließlich verkaufen, mittlerweile auch vermieten, zeige den gerade stattfindenden Umbruch. "Es geht nicht mehr um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch", meint Stüber.

Immer auf dem neuesten Stand

Lisa Brack vom Magazin "Chip" sieht zwei Anwendungsfälle für das Leihen von Geräten. Nummer eins: Ein technikaffiner Mensch will stets die neuesten Gadgets besitzen oder zumindest testen, aber nicht so viel zahlen. "So jemand kann dann zum Beispiel das aktuelle iPhone einen Monat lang ausprobieren."

Fall Nummer zwei: Jemand benötigt nur für einen gewissen Zeitraum ein bestimmtes Produkt. Zum Beispiel, um im Urlaub mit einer tollen Kamera Fotos zu machen. Oder um sich die Wohnung, die man nur auf Zeit gemietet hat, mit Fernseher und Anlage wohnlicher zu machen.

Bei dauerhafter Nutzung lieber kaufen

Ob sich das Leih-Modell tatsächlich lohnt, kommt auf den Artikel und die Dauer der Nutzung an. Nach Erfahrung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sind die Leihgebühren gerade bei "Weißer Ware", also etwa Waschmaschinen oder Geschirrspülern, recht hoch.

"Häufig hat man nach drei Jahren so viel Miete bezahlt, wie eine Waschmaschine kostet", erklärt Umweltexperte Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. Die halte aber in der Regel nicht nur 3 Jahre, sondern eher 10 bis 15. "Es gibt kaum Weiße Ware, bei der sich das Mieten lohnt", meint Heldt.

"Bei einer dauerhaften Nutzung ist es nach wie vor günstiger, zu kaufen statt zu leihen", bestätigt Stüber. Bei einer temporären Wohnung könne jedoch auch die gemietete Waschmaschine je nach Konditionen attraktiv werden.

Die Kosten liegen Heldt zufolge je nach Modell bei etwa 30 Euro im Monat, um bei dem Beispiel Waschmaschine zu bleiben. "Meist werden höherwertige Modelle verliehen", erläutert er. Der Vorteil: Anlieferung, Anschluss und Abholung sind im Preis meist enthalten.

Bei Otto Now beispielsweise beträgt die Mindestmietzeit nach Angaben auf der Homepage je nach Produkt 1, 3, 6, 12 oder 24 Monate. Grover gibt 1, 3, 6 oder 12 Monate an. Nach der Mindestmietzeit reduziert sich bei Otto Now der Preis automatisch und die Kündigung ist monatlich möglich.

Reparatur wird in der Regel übernommen

Und was, wenn das gemietete gute Stück einmal kaputt geht? Für diesen Fall soll man den Vertrag unbedingt darauf prüfen, ob eine Versicherung gegen Schäden enthalten oder wie im Schadensfall vorzugehen ist, raten die Experten. Gibt es beispielsweise einen Selbstbehalt bei fälligen Reparaturen?

Grover wirbt damit, im Schadensfall, etwa bei "technischen Defekten, Display-Bruch, Wasserschäden und starken Abnutzungserscheinungen" 90 Prozent der Reparaturkosten zu übernehmen, bei Drohnen 50 Prozent. Auch Otto Now verspricht bei "sachgemäßer Nutzung" Reparatur oder Austausch. Gebrauchsspuren nehmen jedoch beide in Kauf.

Auch nachträglicher Kauf möglich

Sollte einem das Gerät zu gut gefallen, um es wieder wegzugeben, bietet Grover an, dass man es kaufen kann. Auch bei Otto Now ist dies für bestimmte Fabrikate möglich. "Das Mieten ist dann wie ein Abbezahlen und wird entsprechend angerechnet", legt Brack dar. Nach eineinhalb Jahren habe man beispielsweise den Kaufpreis eines iPhones erreicht. "Der Kunde bleibt extrem flexibel."

Der darf allerdings nicht erwarten, immer ein Neugerät zu bekommen. Schließlich spielt bei dem Konzept auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine gewisse Rolle. "Möglicherweise handelt es sich um wiederaufbereitete Artikel", führt Brack aus. Zudem seien nicht immer alle Gadgets sofort verfügbar.

Das Geschäftsmodell sei durchaus zu begrüßen, resümiert Heldt. Die Kunden hätten weniger Ärger mit Lieferung oder Reparatur, weil die Ware im Besitz des Herstellers bleibe. Nur an den Kosten müsse sich noch etwas tun. "Einfach mal ausprobieren", empfiehlt Stüber. Denn das Modell eigne sich gut, um Erfahrungen zu sammeln.

© dpa-infocom, dpa:200914-99-558960/2

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