Tauben:Die Landkarte im Schnabel

Endlich bewiesen: Ein Magnet hilft Tauben bei der Orientierung.

Von Bernward Gesang

Das erstaunliche Orientierungsvermögen der Tauben ist vielleicht nicht länger ein Faszinosum. Die Tauben können das Magnetfeld der Erde durch magnetische Partikel in ihrem Schnabel wahrnehmen, hat eine Forschergruppe um Cordula Mora von der University of North Carolina festgestellt (Nature, Bd.432, S.508, 2004).

Tauben: Keine Geheimnisträger mehr: Tauben lassen sich offenbar über Partikel im Schnabel leiten.

Keine Geheimnisträger mehr: Tauben lassen sich offenbar über Partikel im Schnabel leiten.

(Foto: Foto: ddp)

Eine Orientierung am Magnetfeld war vermutet, aber nie bewiesen worden. Manche Forscher meinten, dass die Tauben anhand "atmosphärischer Düfte" ihren Weg finden. Sie hatten den Geruchsnerv betäubt, woraufhin sich die Tauben nicht mehr orientieren konnten.

Die Duft-Theorie konnte Cordula Mora jetzt jedoch ausschließen. Sie durchtrennte den Geruchsnerv der Tauben, ohne dass dies Auswirkung auf die Orientierungsfähigkeit gehabt hätte. In früheren Versuchen sei vermutlich zusätzlich zum Geruchsnerv auch der nahe gelegene Nerv für die Magnetwahrnehmung betäubt worden, so Mora.

Ihre weiteren Experimente bestätigten zudem die Magnettheorie: Die Forscherin sperrte Tauben in einen Holztunnel mit einem starken Magnetfeld, der an jedem Ende eine Futterstelle enthielt. Die Tauben lernten, dass sie bei einer Polung des Felds Futter im ersten und nach einer Umpolung Futter im zweiten Napf fanden.

Wenn jedoch Magnete an ihren Schnäbeln angebracht wurden, gelang es den Tauben nicht mehr so gut, die richtige Futterstelle zu finden.

"Lange war umstritten, wo genau die Landkarte der Tauben sitzt", sagt die Frankfurter Zoologin Elke Holtkamp-Rötzer. "Denn magnetische Partikel finden sich an vielen Stellen des Körpers." Die Versuche ihrer Kollegin Cordula Mora deuteten jetzt darauf, dass die Partikel im Schnabel besonders wichtig sind. Dort befinden sich die Magnetteilchen in einer Art Blase.

Weil das Erdmagnetfeld zu den Polen hin stärker wird, drückt es die Blase je nach Aufenthaltsort verschieden stark zusammen. Das erzeugt unterschiedlich schnelle Bewegungen der Magnetitpartikel, welche die Taube wahrnimmt. "Nur so kann die Taube wissen, wo sie sich befindet", sagt Holtkamp-Rötzer. Das Magnetit im Schnabel sei für die Taube wie eine Karte. Zum Navigieren bräuchte sie zudem einen Kompass: den Stand der Sonne.

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