Studie zu Übergewicht:Jeder zweite Deutsche wiegt zu viel

Egal ob Industrie- oder Entwicklungsland: Auf der ganzen Welt sind immer mehr Menschen übergewichtig oder fettleibig. Vor allem im Nahen Osten gibt es Probleme, aber auch die Deutschen sind zu dick - bereits im Kindes- oder Jugendalter.

Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist übergewichtig oder fettleibig. Das geht aus einer aktuellen Übersichtsstudie hervor, in der Daten aus über 180 Ländern ausgewertet wurden. Wogen 1980 noch 857 Millionen Menschen weltweit zu viel, waren es 2013 bereits 2,1 Milliarden Menschen.

Damit ist die Zahl wesentlich schneller gestiegen als die Weltbevölkerung gewachsen. Die Entwicklung treffe auf Industrie- und Entwicklungsländer gleichermaßen zu, schreiben die Autoren der Studie.

Mehr als die Hälfte der besonders stark übergewichtigen Menschen lebe in zehn Ländern: Dazu gehören die USA, China, Indien und auch Deutschland. Die Forscher um Marie Ng vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington stellen ihre Ergebnisse im britischen Journal The Lancet vor.

Bei den deutschen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der Studie zufolge etwa jeder fünfte übergewichtig, etwa jeder zwanzigste sogar fettleibig. Bei den Erwachsenen hat mehr als die Hälfte Gewichtsprobleme. Etwa 64 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen über 20 Jahren sind übergewichtig.

Als Kriterium für Übergewicht nutzten die Wissenschaftler in ihrer Studie den sogenannten Body-Mass-Index (BMI), der sich aus der Körpergröße und dem Körpergewicht eines Menschen ableitet. Wer einen BMI zwischen 25 und 29,9 hat, ist übergewichtig, bei Werten von 30 oder höher spricht man von Fettleibigkeit oder Adipositas. Dabei wird das Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Größe (Meter). "Fettleibigkeit ist ein Problem, das Menschen jeden Alters und Einkommens betrifft - überall", sagte der IHME-Direktor Christopher Murray. Von den insgesamt 671 Millionen Menschen, die einen BMI von 30 oder höher haben, lebe der größte Anteil in den USA.

Den stärksten Anstieg bezüglich Adipositas gab es in den vergangenen drei Jahrzehnten aber in Ländern des Nahen Ostens, darunter Ägypten, Saudi-Arabien und Oman. Mit besonderer Sorge sehen die Forscher die Entwicklung, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig oder fettleibig sind. "Wir wissen, dass Adipositas im Kindesalter ernsthafte nachgeschaltete Gesundheitseffekte hat, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und viele Krebsformen", sagte die Autorin Marie Ng.

In einem begleitenden Kommentar zur Studie würdigt Klim McPherson von der Oxford-Universität die Arbeit von Marie Ng und ihren Kollegen. Auch wenn die Autoren aufgrund der großen und inhomogenen Menge an Informationen einige Datenmodellierungen haben vornehmen müssen, verschleiere dies nicht die Wahrheit, die hinter diesen Daten stecke. McPherson ruft die Politik dazu auf, mehr gegen das zunehmende Problem Adipositas zu unternehmen.

Neben falscher Ernährung und zu wenig Bewegung zählen auch bestimmte Medikamente, Stress, Schlafmangel und genetische Veranlagungen zu den Ursachen von Übergewicht und Fettleibigkeit.

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