Süddeutsche Zeitung

Studie:Gen-Mais ungefährlich für Bienenvölker

Pflanzenschutzmittel schaden Bienen - aber gentechnisch veränderte Pflanzen offenbar nicht. Eine Studie zeigt, dass zumindest gentechnisch veränderter Mais keine negativen Auswirkungen auf die Bienenvölker hat.

Von Katrin Blawat

Bienen nehmen offenbar keinen Schaden, wenn sie Mais anfliegen, der gentechnisch verändert wurde. Dies folgert ein Team um Christoph Tebbe vom staatlichen Thünen-Institut in Braunschweig und der Universität Würzburg aus einer Freilandstudie. Sie bestätigt frühere Analysen, die meist praxisferner waren. In ihrer aktuellen Untersuchung verwendeten die Forscher Ammenbienen. Diese nehmen besonders viel Pollen auf, um zur Aufzucht der Larven beizutragen. Sollten die vom Gentech-Mais produzierten Proteine den Bienen schaden, müssten Ammenbienen also besonders gefährdet sein.

Die Forscher untersuchten drei Bienenvölker, die in Freiland-Flugkäfigen Pollen verschiedener Maissorten sammelten. Die Käfige stellten sicher, dass die Tiere jeweils nur zu einer Pollenart Zugang hatten. Nur in einem Fall war das gentechnisch veränderter Bt-Mais. Dieser Mais besitzt Gene, die natürlicherweise in dem Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt) vorkommen; wegen dieser Gene stellt der Mais ein Gift her, mit dem er sich gegen Schädlinge wehren kann. Die Forscher verwendeten in ihrem Freilandversuch eine besonders umstrittene Sorte von Bt-Mais, die gleich drei verschiedene insektenschädliche Proteine bildet. Solcher Bt-Mais gilt als besonders riskant, weil die drei Proteine einander womöglich in unvorhersehbarer Weise beeinflussen. Bei den anderen beiden Maissorten handelte es sich um konventionelle Produkte. Ein viertes Bienenvolk konnte Pollen freifliegend außerhalb eines Käfigs sammeln.

Der Gentech-Pollen beeinflusste weder die Überlebensrate noch das Körpergewicht der Tiere, wie der Vergleich der Bienenvölker zeigte. Allerdings weisen Kritiker immer wieder darauf hin, dass Schäden durch Bt-Mais auch subtiler ausfallen könnten. Möglicherweise schade der Gentech-Mais vor allem geschwächten Bienen, die etwa von Parasiten oder Viren befallen sind. Dies hat die Studie nicht ausdrücklich untersucht. Die Forscher fanden jedoch indirekte Hinweise dafür, dass der Bt-Pollen die Abwehrkräfte der Bienen nicht lahmlegt. Eine wichtige Rolle für die Krankheitsabwehr der Tiere spielen ihre Darmbakterien. Deren Vielfalt schwankte in der Studie zwar je nach angebotener Maissorte. Die Unterschiede waren aber unabhängig davon, ob die Bienen konventionelle oder Gentech-Pollen gesammelt hatten.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2013/mahu
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