Streit um Supervirus:Vogelgrippeforschung könnte bald weitergehen

Vogelgrippevirus H5N1

Die Kombination aus hoher Sterblichkeit und Ansteckungsrate des genetisch veränderten Virus' befeuerte die Angst vor dem "künstlichen" Erreger.

(Foto: Cynthia Goldsmith/CDC)

Vor einem Jahr hatten sich knapp 40 Forscher verpflichtet, eine Zeit lang ihre Forschung an Vogelgrippeviren einzuschränken - aus Angst vor einem gefährlichen Supervirus. Einiges deutet darauf hin, dass das Moratorium in Kürze endet.

Von Katrin Blawat

Das seit einem Jahr bestehende Moratorium in der Vogelgrippeforschung könnte noch diesen Monat enden. Das lässt sich unter anderem aus Äußerungen Anthony Faucis schließen. Der Leiter des Nationalen Forschungsinstituts für Allergien und Infektionskrankheiten in Bethesda (Maryland) war von Beginn an in die Debatten um Sinn und Dauer der freiwilligen Arbeitspause eingebunden. Im Anschluss an ein Experten-Treffen im Dezember sagte Fauci, eine Entscheidung darüber, wie es weitergehen soll, sei "sehr nahe".

Damals hatte auch die amerikanische Regierung Sicherheitskriterien vorgelegt. In der Folge könnte das Moratorium in wenigen Tagen aufgehoben werden, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS).

Vor einem Jahr hatten sich knapp 40 Forscher verpflichtet, eine Zeit lang ihre Forschung an Vogelgrippeviren einzuschränken. Sie wollten auf Experimente verzichten, die klären sollten, wie H5N1-Erreger gefährlicher und ansteckender werden könnten. An den Universitäten Rotterdam und Wisconsin hatten vor gut einem Jahr Forscher Vogelgrippeviren so verändert, dass sie auch Frettchen über die Luft anstecken können. Die Tiere starben nicht an der Infektion. Doch als sich das herausstellte, war die Angst vor einem virulenten und gefährlichen "Killervirus" bereits weit verbreitet.

Ein Beratergremium der amerikanischen Regierung stellte in Frage, ob die Fachzeitschriften Nature und Science die Studien unzensiert veröffentlichen sollten - was die Magazine nach langem Hin und Her taten. Außerdem trat das Moratorium in Kraft, zunächst für 60 Tage, bevor es verlängert wurde. Den Aufschub hätten die Forscher entgegen ihrer Versprechen aber kaum genutzt, mit der Öffentlichkeit über ihre Arbeit zu diskutieren, kritisiert jetzt der amerikanischen Kommunikationswissenschaftlers Peter Sandman in einem Gastbeitrag für die FAS.

Mitte Dezember schließlich beschloss die amerikanische Regierung eine Reihe von Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit umstrittene Viren-Versuche finanziell gefördert werden. Unter anderem müsse klar sein, dass die Experimente wichtig für die öffentliche Gesundheit seien. Der Text spaltete die Fachwelt: Kritiker wie der Molekularbiologe Richard Ebright von der Rutgers University in New York, der sich von Beginn an für strengere Vorschriften ausgesprochen hatte, kritisierten die Pläne als zu lasch. Viele Virologen hielten sie hingegen für schwammig formuliert und zu restriktiv.

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