Stop-Motion-Technik mit Atomen:Kleinster Film der Welt

Ein Junge auf dem Trampolin oder beim Ballspielen - die Handlung des Films "A Boy And His Atom" ist banal. Sensationell ist jedoch seine Entstehung: Wissenschaftler haben einzelne CO-Moleküle auf einer Kupferplatte herumgeschoben. Der kleinste Film der Welt enstand aus Hunderten Einzelaufnahmen eines Rastertunnel-Mikroskops.

Die Aufmachung erinnert eher an Computerspiele aus früheren Zeiten als an einen modernen Film, dennoch sorgt diese Stop-Motion-Produktion derzeit im Netz für Aufsehen. Denn entstanden ist der Film nicht in einem Studio, sondern im Forschungslabor der amerikanischen IT-Firma IBM.

Im Film "A Boy And His Atom" (Ein Junge und sein Atom) werden einzelne Kohlenstoffmonoxid-Moleküle so hin- und hergeschoben, dass sie einen Jungen zeigen, der mit einem Ball spielt, tanzt und Trampolin springt. Eine virtuelle Geschichte, erzählt unter dem Einsatz einzelner Atome.

Für den einminütigen Film haben die IBM-Techniker mit der Spitze eines Rastertunnel-Mikroskops einige Dutzend Kohlenstoffmonoxid-Moleküle auf einer Kupferplatte verschoben. Die spitze Nadel bewegte die aus den zwei Atomen C (Kohlenstoff) und O (Sauerstoff) bestehenden Moleküle dabei jeweils auf einen bestimmten Punkt. Die entstandenen Muster, insgesamt 242 Einzelbilder, wurden dann zu einem Film zusammengesetzt - eine Technik, die im Film als "Stop-Motion" bekannt ist.

Das verwendete Mikroskop ist nach Angaben von IBM eines der wenigen weltweit, das mit einer solchen Präzision arbeiten kann. Es habe zwar bereits Filmaufnahmen mit bewegten Atomen gegeben, jedoch sei es jetzt erstmals gelungen, dadurch tatsächlich eine animierte Geschichte zu erzählen.

Das zwei Tonnen schwere Mikroskop arbeitet bei Minus 268 Grad, was es den Wissenschaftler leichter machte, die Atome zu kontrollieren, da diese sich bei solchen Temperaturen kaum rühren. Bei Zimmertemperatur dagegen bewegen sich sie sich ständig von selbst.

Den exakten Entstehungsprozess haben die Mitarbeiter in einem weiteren Making-Off-Video festgehalten. Das Ziel der Fachleute ist laut IBM eigentlich, weiter zu erforschen, wie Atome als Datenspeicher eingesetzt werden können. Zudem wollte man mit der Produktion "die Grenzen des Filmemachens auszuloten", wie es im Vorspann heißt.

Von Guiness World Records wurde "A Boy And His Atom" bereits als als "kleinster Stop-Motion Film der Welt" anerkannt.

Der für den Film verantwortliche Chefwissenschaftler von IBM, der Deutsche Andreas Heinrich, hofft, den Menschen mit Hilfe des Films die Faszination zu vermitteln, die von der atomaren Welt ausgeht. "Wenn ich dadurch 1000 Kids dazu bringe, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen anstatt Jura zu studieren, wäre ich superglücklich."

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